Stadtgeschichtliche Museen präsentieren gerne frühere Zustände von befestigten Siedlungen, prächtigen Residenzstädten oder selbstbewussten Reichsstädten im Modell. Anhand dieser dreidimensionalen Rekonstruktionen lassen sich städtebauliche Zustände und Entwicklungsphasen leichter ablesen und anschaulich erläutern. Im Zeitalter der digitalen 3D-Stadtmodelle auf dem Bildschirm scheinen sie aber antiquiert zu sein. Doch der Eindruck täuscht.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin hatte sich bereits frühzeitig mit der neuen Technik der 3D-Stadtkartographie befasst und schon vor über 10 Jahren eine amtliche Datenbasis erarbeitet, wodurch das alte Kataster abgelöst wurde. Der Nutzen der automatisierten Liegenschaftskarte ist für Experten sehr hoch, auf dieser Grundlage können leicht verschiedene städtebauliche Planungsvarianten verglichen werden oder es werden damit Szenarien vorausberechnet, mit welchen Folgen bei Naturkatastrophen wie einem Hochwasserereignis zu rechnen ist oder welche Auswirkungen Bauwerke auf Windschneisen haben. Selbst Sicherheits- und Ordnungskräfte können mit den virtuellen Modellen realitätsnahe Einsätze simulieren. Heute stehen Berliner Geodatensätze für alle Interessierten zum Herunterladen frei zur Verfügung. Selbst im Tourismus spielen sie inzwischen eine große Rolle: Auf dem Display des Smartphones helfen sie mit der Anzeige von Grund- und Aufrissen bei der Orientierung im fremden Stadtraum, ohne dass ein großer Plan in die richtige Richtung hin und her gedreht werden muss.
So zeigt das Modell Berlin im Norden vom Rande des Mauerparks bis zum Volkspark Hasenheide im Süden, vom Fennpfuhlpark im Osten bis zum Park Ruhwald im Westen oder aus wirtschaftlicher Sicht betrachtet vom Westhafen zum ehemaligen Görlitzer Bahnhof und vom Bahnhof Lichtenberg zum Messegelände. Das Stadtrelief gibt auf 360 × 120 cm ein sehr detailliertes Bild der Stadt im Maßstab 1:5.000, wie es sich die Planer vorstellten. Es handelt sich dabei um das Berliner Stadtmodell mit der größten dargestellten Fläche von 18 × 6 km. In mehr als 1.500 Stunden schnitt eine CNC-Fräse (Computerized Numerical Control) das 3-D-Modell aus dem stabverleimten Holz einer Elsbeere, zuvor waren nahezu 2.000 Stunden für die Datenbearbeitung und -konvertierung sowie die Maschinenprogrammierung nötig. Vor der abschließenden Endabnahme wurden hervorstehende Gebäude wie der Fernsehturm extra gefräst und per Hand aufgesetzt. Das herausgearbeitete Relief ist nicht überhöht und zeigt damit die richtigen Verhältnisse von Länge, Breite und Höhe der Topographie und der Bebauung Berlins.