70 Jahre CARE-Pakete

Berlin gedenkt der Hilfe in den Nachkriegsjahren

von Leonard Wessel, CARE Deutschland-Luxemburg e. V.

Die Sonne schien am 11. Juni 2016 auf dem Potsdamer Platz auf eine Vielzahl von Pappkartons, die vor einer Bühne standen. Den interessierten Passanten wurde angesichts eines omnipräsenten Schriftzugsschnell klar, worum es sich handelte: CARE-Pakete. Besonders in der Erinnerung der Nachkriegsgeneration leben diese Liebesgaben bis heute weiter.

Die Pappkartons auf dem Potsdamer Platz dienten vor einer großen Bühne als Sitzmöglichkeiten. Hier hatte die Hilfsorganisation CARE zu einem großen Aktionstaggeladen, unter dem Motto: „Berlin sagt Danke! Vor 70 Jahren halfen CARE-Pakete in unserer Stadt. Jetzt helfen wir!“

Auch die junge Generation interessiert sich für die Geschichte der CARE-Pakete

Auch die junge Generation interessiert sich für die Geschichte der CARE-Pakete

Die Veranstaltung erinnerte an die private Hilfe der ehemaligen Kriegsgegneraus Amerika nach dem Zweiten Weltkrieg und spannte den Bogen bis zur Hilfe in den weltweiten Krisenherden der Gegenwart, die CARE als internationale private Hilfsorganisation bis heute engagiert leistet.

„Als Berlin 1946 in Trümmern lag, herrschte große Not. Die Berlinerinnen und Berliner hungerten. Sie froren im Eiswinter 1946/47.Es fehlte an allem. Doch dann kam Hilfe.“ So eröffnete der Regierende Bürgermeister Michael Müller den Aktionstag, der unter seiner Schirmherrschaftstand. Allein in besagtem Winter verhungerten oder erfroren mehr als tausend Menschen in der Stadt. Da waren die rund drei Millionen CARE-Pakete, die die Hilfsorganisation für die Berliner Bevölkerung in den Nachkriegsjahren verteilte, die Rettung in größter Not. Diese Hilfe ei ein beispielloser Akt der Solidarität gewesen, erklärte Müller. Aus der transatlantischen Hilfe über Feindesgrenzen hinweg entwickelte sich eine der größten privaten Hilfsorganisationen weltweit.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, eröffnet den Aktionstag

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, eröffnet den Aktionstag

Dass der Bürgermeister selbst eine besondere Beziehung zum CARE-Paket hat, ergab das anschließende Bühnengespräch mit radioeins-Moderator Marco Seiffert: „Mein Vater hat als Kind mit vielen anderen unter den landenden Rosinenbombern gestanden, die in Zeiten der Luftbrücke CARE-Pakete und Hilfsgüter im Minutentakt in das abgeriegelte West-Berlin brachten.“ Als einzige private Hilfsorganisationerhielt CARE seine Lieferungen auch während der fast einjährigen Berlin-Blockade 1948/49 aufrecht: Mit eigens gecharterten Flugzeugenwurden so bis zum Ende der Luftbrücke rund 250.000 Pakete nach Berlin transportiert. Vor allem der Pilot Gail S. Halvorsen wurde für die Kinder ein unvergessener Held. Er befestigte Süßigkeiten an kleinen Fallschirmen und warf sie vom Flugzeug aus ab. Damit die Kinder ihn erkannten, wackelte er mit den Tragflächen auf und ab, was ihm den Beinamen „Onkel Wackelflügel“ einbrachte. Zu seinem Gedenken beteiligten sich auch Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer der Gail S. Halvorsen Schule Berlin mit Tanz-, Trommel- und Kunstaktionen an dem bunten Bühnenprogramm. Bernd von Kostka vom Alliierten-Museum Berlin gab einen Einblick in den Nachkriegsalltag im zerstörten Berlin und viele Zeitzeugen berichteten auf der Bühne bewegend davon, wie die CARE-Hilfe damals wirkte und wie sie auch heute noch helfen kann. Über die Arbeit von CARE durch die Jahrzehntehindurch informierte zudem ein interaktiver Rundgang.

Gut erhalten: Inhalte der CARE-Pakete von damals

Gut erhalten: Inhalte der CARE-Pakete von damals

Um Unterstützung warb dann auch der Regierende Bürgermeister: „Es ist wichtig, dass wir dieser Hilfe vor 70 Jahren gedenken und sie uns immer wieder zum Vorbild nehmen.“ Der Berliner Aktionstagunterstützte den bundesweiten CARE-Aufruf „70.000 CARE-Pakete für Kinder und Familien in Kriegs- und Krisengebieten“. Über 65 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. CARE versorgt Familien in Flüchtlingscamps und auf ihren Fluchtrouten, in der Region um Syrien, im Nordirak, in Somalia, Niger und im Tschad. CARE sichert die Trinkwasserversorgung, verteilt Lebensmittel, bietet Informationen und psychosoziale Betreuung. Aus Paketen mit Milchpulver und Schmalz ist moderne Hilfe vor Ort geworden: CARE kauft Hilfsgüter und Nahrung lokal, um Transportkosten zu sparen und schnell helfen zu können. Nach seinen Anfängen in Berlin und ganz Europa 1946 arbeitet CARE heute in über 90 Ländern. „70.000 CARE-Pakete zum 70. Geburtstag von CARE, der Organisation, die uns in Berlin so sehr geholfen hat: Das unterstützen wir sehr gerne“, so der Regierende Bürgermeister.

In Erinnerung an die Nothilfe vor 70 Jahren: CARE-Pakete auf dem Potsdamer Platz

In Erinnerung an die Nothilfe vor 70 Jahren: CARE-Pakete auf dem Potsdamer Platz

Weitere Informationen:
www.care.de/care70

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