Wir können warten oder Der Roman Ullstein
Stefan Großmann (Autor) und Erhard Schütz (Herausgeber)
Verlag für Berlin-Brandenburg
2014
384 Seiten
22,99 €
ISBN-13: 978-3945256022
Stefan Großmann, jüdischer und linksliberaler Schriftsteller, arbeitete in Berlin für das Verlagshaus Ullstein bis 1919. Das Manuskript zu seinem Ullstein-Roman, das er in Wien vor seinem Tod 1935 verfasst hat, ist nun – 80 Jahre später – überarbeitet und veröffentlicht worden.
Das Buch beginnt im Berlin der späten zwanziger Jahre. Statt des Namens Ullstein weicht Großmann von einer genauen Übernahme ab und wählt den Namen Kronstein. Außerdem fügt er den fünf Ullstein-Brüdern einen hinzu. So handelt der Roman vom Pressekonzern Kronstein, bei dem sich sechs Brüder die Verlagsleitung teilen. Mit Argwohn beobachten die Brüder, wie Friedrich, der politische Kopf des Verlages, seinen Machtbereich auszudehnen versucht. Zudem trifft Friedrich Vorbereitungen, die junge und ambitionierte Journalistin Dr. Evelyn Goldscheider zu heiraten. Chefredakteur Klotz fürchtet, dass er ausgebootet werden soll und setzt das Gerücht in die Welt, Evelyn Goldscheider habe in Paris als Doppelagentin spioniert und einen lasterhaften Lebensstil gepflegt. Die Brüder versuchen mit Klotz’ Hilfe, Friedrich aus dem Verlag zu drängen. Es kommt zum Bruderkrieg. Dabei geht es um die Begleichung offener Rechnungen und widerstreitende Pläne, wie das Haus Kronstein durch die wirtschaftliche und politische Krise gesteuert werden kann. Statt gegen Rechtsradikalismus und konservative Demokratiefeindschaft Stellung zu beziehen, lavieren die Kronsteins und suchen sich dem „Volksgeschmack“ anzupassen, um Leser und Inserenten zu halten – allein dies hilft ihnen letzten Endes nicht.
Der Roman reflektiert die Situation der Presse von den Krisenjahren der Weimarer Republik bis in die Zeit nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Er zeigt den Konflikt von Gewinn und Gewissen, aber auch Illusionen und Hoffnungen, die 1933 zerstört wurden.
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