Das Ende einer Odyssee

Amerika Haus als ein sicherer Hafen für C/O Berlin

von Mirko Nowak, C/O Berlin

Ein Haus mit vielen Geschichten: Das Amerika Haus

Millionen Berliner informierten sich in seiner Bibliothek und bei Filmvorführungen. Robert Kennedy, Richard Nixon und Willy Brandt kamen zu Besuch. Es wurde mit Eiern und Molotow-Cocktails beworfen und mit Stacheldraht gesichert. Lyonel Feininger, Robert Rauschenberg, Gordon Parks stellten hier ihre Werke aus – das Amerika Haus am Bahnhof Zoologischer Garten hat eine äußerst bewegte Historie. 1957/58 vom Berliner Architekten Bruno Grimmek erbaut, stand das lichte, filigrane Amerika Haus 50 Jahre lang im Brennpunkt kultureller und politischer Diskussionen und internationaler Kontroversen zwischen friedlicher Re-Education, westlicher Propaganda und heftigem Anti- Amerikanismus. Mit der Eröffnung der neuen Botschaft der USA am Brandenburger Tor und der Übereignung der Immobilie an das Land Berlin im Jahr 2006 fiel das Amerika Haus jedoch in einen langjährigen Dornröschenschlaf. Was sollte nun aus dem Gebäude werden? Wer könnte neuer Nutzer sein?

Ein Blick in die Ausstellung

Einzigartiger Kultur-Cluster für Fotografie

2012 beschloss das Land Berlin, dem privaten Ausstellungshaus C/O Berlin das Amerika Haus zur langfristigen Nutzung zu überlassen. Vorausgegangen war eine regelrechte Odyssee der jungen Kulturinstitution: Gegründet im Jahr 2000 im ehemaligen Postfuhramt in Berlin-Mitte, musste C/O Berlin seinen Gründungsort verlassen, denn die Hoffnung auf einen dauerhaften Verbleib hatte sich nach mehrfachem Verkauf des Gebäudes im Sommer 2012 zerschlagen. C/O Berlin hat intensiv nach tragfähigen Alternativen gesucht und über 70 Gebäude geprüft, die das Potential für einen eigenen, dauerhaften Standort haben. Nur das Amerika Haus entsprach perfekt dem Anforderungsprofil von C/O Berlin – zentrale Lage, große Ausstellungräume sowie die Möglichkeit einer Mitentwicklung der Umgebung. Nach Jahren diverser Zwischennutzungen knüpft zudem C/O Berlin an die ursprüngliche Funktion des Amerika Haus an und öffnete im Herbst 2014 das Gebäude erneut einem großen Kulturpublikum. Diese Wiederbelebung zeigt sich auch architektonisch durch einen behutsamen Rückbau mit Freilegung der originalen Bausubstanz sowie der Verbindung von Alt und Neu mit modernen Standards einer professionellen, musealen Infrastruktur. Mit dem Wechsel von Mitte nach Charlottenburg bildet C/O Berlin jetzt zusammen mit dem Museum für Fotografie und der Helmut Newton Stiftung einen in Deutschland einzigartigen Kultur-Cluster für Fotografie.

Der Bookshop wird nach dem Ausstellungsbesuch gerne aufgesucht

Einzigartiges Zentrum des Austausches – nicht nur in Berlin, sondern weltweit

Getragen vom bürgerschaftlichen Engagement des Fotografen Stephan Erfurt, des Designers Marc Naroska und des Architekten Ingo Pott hat sich C/O Berlin als kleine, spontane Initiative innerhalb der vergangenen 15 Jahre zu einem erfolgreichen Ausstellungshaus mit hoher öffentlicher Aufmerksamkeit entwickelt. C/O Berlin ist eine private Stiftung, die unabhängig von kommerziellen Interessen arbeitet. Die gemeinnützige C/O Berlin Foundation erhält keine öffentliche Regelförderung und finanziert sich neben Einnahmen aus Eintrittsgeldern und Buchverkäufen insbesondere über Spenden.

Was bedeutet C/O Berlin? Die beiden Buchstaben stehen im Englischen für „Care of“. Das bedeutet, um etwas Sorge tragen. Also kümmern sich die Macher von C/O Berlin um Fotografie und deren Vermittlung. So zeigt C/O Berlin pro Jahr bis zu 20 Einzel- und Gruppenausstellungen von international bedeutenden Fotografen wie Annie Leibovitz, Martin Parr, Nan Goldin, Anton Corbijn, Peter Lindbergh oder René Burri. Künstlergespräche, Vorträge und Führungen vertiefen und erweitern ausgewählte inhaltliche Aspekte und Positionen der Ausstellungen, die in Kooperation mit Museen, Sammlungen, Archiven, Bildagenturen und Galerien weltweit kuratiert und zusammengestellt werden.

Das Café mit seiner riesigen Fensterfront

Zudem fördert C/O Berlin mit der Ausstellungsserie „Talents“ angehende Fotografen und Kritiker, die sich an der Schwelle zwischen Ausbildung und Beruf befinden. Begleitet wird jede der vier Einzelausstellungen pro Jahr von einer Publikation, in der Bild und Text einen Dialog eingehen. Dieses in Europa einzigartige Programm ist für viele junge Künstler kreativer Campus und Ausgangspunkt für weitere internationale Ausstellungen. Mit „Education“ ergänzt C/O Berlin sein Programm um den wichtigen Teil der visuellen Bildung. Die Formate Junior, Teens und Adults bieten die Möglichkeit, Fotografie, Film und Design professionell kennen zu lernen und spielerisch eigene Ideen umzusetzen. In mehrtägigen Workshops erwerben Kinder, Jugendliche und Erwachsene nicht nur konkretes, fachliches Wissen, sondern schärfen ihre visuelle Wahrnehmung und entdecken ihre eigene Kreativität.

C/O Berlin Foundation
Amerika Haus
Hardenbergstraße 22–24
10623 Berlin
Tel.: +49 30 28444160
Fax: +49 30 284441619
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