Mit der Biene als Botschafterin für mehr Stadtnatur
von Dr. Corinna Hölzer, Stiftung für Mensch und Umwelt und Initiatorin von Berlin summt!
Das Berliner Wappentier, der Bär, hat eine besondere Leibspeise: Honig. Und Honig wird seit einigen Jahren auch auf prominenten Gebäuden der Stadt von fleißigen Bienen produziert und von ebenso fleißigen Hobbyimkern geerntet. Die Liste der Orte, an denen in Berlin Bienenstöcke stehen, liest sich inzwischen fast wie ein Reiseführer zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt: Der Berliner Dom, das Haus der Kulturen der Welt und das Bundesfinanzministerium sind ebenso dabei wie das Berliner Abgeordnetenhaus, die Staatsoper im Schiller Theater und das Musikinstrumenten-Museum.
All diese Institutionen machen mit bei der Initiative Berlin summt!, die 2011 von der Stiftung für Mensch und Umwelt ins Leben gerufen wurde. Es geht dabei aber um viel mehr als Honig! Mit vielfältigen Aktivitäten schaffen wir ein Bewusstsein für die besondere Bedeutung der Wildund Honigbienen. Denn sie sind als Bestäuber von Blumen, Pflanzen und Bäumen äußerst wichtig für eine vielfältige Stadtnatur und damit auch für ein grünes und blütenbuntes Berlin. Doch zugleich sind sie auch besonders gefährdet: Von den fast 300 Wildbienenarten, die in Berlin vorkommen, stehen 40 Prozent auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Zu den Aktivitäten, mit denen sich Berlin summt! für den Bienenschutz einsetzt, gehören eine Wanderausstellung, die mittlerweile in einer Vielzahl öffentlicher Einrichtungen zu sehen war. Auch das Aufstellen von großen Wildbienen-Nisthilfen und die Entwicklung von Umweltbildungsmaterialien wie dem „Bienenkoffer“ gehören zu den vielfältigen Kommunikationsmitteln, mit denen die Stiftung für Mensch und Umwelt Jung und Alt für die Erhaltung der biologischen Vielfalt inspirieren will – vom Schulkind bis zur Führungspersönlichkeit. Im Bienenkoffer zum Beispiel finden Pädagogen unterschiedlichste Spiel-, Bastel-, Forscher- und Lerneinheiten zum Thema Wild- und Honigbienen. Viele Rollenspiele und Anschauungsmaterialien eröffnen den Kindern die faszinierende Welt der Bienen.
Mit einem Gartenwettbewerb und gemeinsamen Pflanzaktionen im öffentlichen Raum, zum Beispiel an der Freien Universität Berlin, zeigen wir, dass jeder und jede etwas für die Bienen tun kann, indem er oder sie im eigenen Garten oder auf dem Balkon bienenfreundliche, heimische Blumen pflanzt. Zu diesem Zweck haben wir in diesem Jahr auch einen Wildbienen-Schaugarten angelegt. Im Gartenzentrum des Verbandes der Gartenfreunde Berlin-Treptow wurde dazu eine Brachfläche in Eigenarbeit zu einem kleinen Naturparadies umgestaltet. Ansprechende Schautafeln vermitteln interessierten Kleingärtnern und Fachberatern erste Informationen zu den Elementen, die einen bienenfreundlichen Garten ausmachen. Dieses Wissen wird in begleitenden Gartenseminaren vertieft.
Bei „Berlin summt!“ setzen sich nicht nur Umweltschützer, sondern auch Imker, Kulturschaffende, Politiker und Mensaköche neben „ganz normalen“ Gartenbesitzern für die kleinen Tiere ein: Ein vielfältiger Personenkreis bringt Berlin gemeinsam zum Summen! Die Initiative hat eine überwältigende Resonanz in den Medien erfahren und wurde im Jahr 2014 mit dem Berliner Naturschutzpreis der Stiftung Naturschutz Berlin ausgezeichnet.
Mittlerweile summt es nicht nur in Berlin: Die Idee fand schnell Nachahmer in Hamburg, München, Frankfurt am Main und Hannover, aber auch in kleineren Städten wie Schweinfurt, Eichstätt und Osterholz-Scharmbeck. Alle Städte- Initiativen sind unter dem Dach der Gesamtinitiative Deutschland summt! vereint, für die sich Daniela Schadt, Lebensgefährtin des Bundespräsidenten, als Schirmherrin gerne einsetzt.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin
- Senatskanzlei -
Redaktion Zeitschrift aktuell
Susanne Zöchling