Unser Schadow

Gratulationen zum 250. Geburtstag

_von Dr. Claudia Czok, Schadow Gesellschaft Berlin e. V._

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Ein Blick in das frisch renovierte Schadow-Haus

Millionen von Menschen gingen schon vor dem Mauerbau durch das Brandenburger Tor, nach dem Mauerfall werden es wieder Millionen gewesen sein. Sie alle kennen die Quadriga, den Siegeswagen der Göttin Viktoria, deren grüne Patina weithin leuchtet. Dass Gottfried Schadow der Schöpfer dieses Berliner Wahrzeichens ist und dass sein Wohnhaus fast nebenan, in einer Seitenstraße der Linden steht – das wissen die Berliner meist nicht, noch weniger die Touristen, die Tag für Tag über die Linden flanieren. So ist das Jahr 2014 ein willkommener Anlass, um an den grandiosen Berliner Bildhauer Johann Gottfried Schadow zu erinnern, der hier 1764 zur Welt kam und 1850 auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof begraben wurde.

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Das Schadow-Haus in Berlin-Mitte

Mitte 2013 konnte der Deutsche Bundestag als Besitzer des Schadow-Hauses in der Schadowstraße 11/12 in frisch restaurierte Räume einziehen. 12 Jahre dauerte die mitunter komplizierte Restaurierung des 1803/05 erbauten Hauses, an der rund 40 Restauratoren arbeiteten und die knapp 17 Millionen Euro kostete. Gebraucht wurde das Geld unter anderem für die Freilegung und Rekonstruktion der ursprünglich farbigen Wand-und Deckenbemalungen sowie für die Versiegelung und Stahlverstärkung der Balken des Dachstuhls von 1804. Zu Schadows Anwesen gehörten früher Wohntrakt, Atelierbau und ein kleiner Garten, erhalten sind davon das Vorderhaus und der rechte Seitenflügel. Beide dienen mit einem links angrenzenden Neubau heute als Büro und Depot für den Kunstbeirat und die Kunstsammlung des Deutschen Bundestages, auch Ruhestandsbüros für ehemalige Präsidenten des Deutschen Bundestages sind hier eingerichtet.

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Johannes Grützke bei der Arbeit, 2013

Zu seiner Erbauungszeit war Schadows Haus der deutlich sichtbare Ausdruck eines rasanten künstlerischen und gesellschaftlichen Aufstiegs gewesen. Schadow, der Sohn eines aus Zossen stammenden Schneidermeisters, hatte seine künstlerischen Talente schon früh in der Hofbildhauerwerkstatt als Geselle entwickeln können. 1785/87 weilte er in Rom, wurde gleich danach 1788 selbst zum Berliner Hofbildhauer berufen. Als Hofkünstler zweier preußischer Könige schuf er seitdem großartige und unkonventionelle Bildhauerwerke – man denke nur an das Grabmal des Grafen von der Mark, die Quadriga, die Generalsstandbilder am Wilhelmplatz, an die Prinzessinnengruppe oder den Münzfries. Mit diesen Kunstwerken leitete Schadow zwischen 1789 und 1800 den bürgerlichen Realismus ein, denn in ihnen wurde das bürgerliche Zeitalter in Deutschland erst wirklich lebendig.

All diese Bildwerke Schadows prägen bis heute nicht nur das Berliner Stadtbild, sondern auch unsere Vorstellung vom deutschen Klassizismus – Grund genug, um in seinem 250. Geburtsjahr an den vielseitigen Künstler zu erinnern. Das Bundesministerium für Finanzen gibt eine Gedenkmünze und eine Sonderbriefmarke heraus, eine Ausstellung zum Münzfries wird vom Deutschen Bundestag im Schadow-Haus veranstaltet. Die Schadow Gesellschaft Berlin e. V. organisiert mehrere Gedenkfeiern, unter anderem ein Hoffest im Schadow-Haus, und finanziert als „Geburtstagsgeschenk“ die Restaurierung eines Schadowschen Grabmals in Blumenthal/Prignitz. Außerdem veranstaltet sie zwischen März und Juni 2014 gemeinsam mit der Stiftung Stadtmuseum Berlin eine Jubiläumsausstellung im Ephraim- Palais im Nikolaiviertel.

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Der Plakatentwurf „Unser Schadow“ von J. Grützke

In der Ausstellung mit dem programmatischen Titel „Unser Schadow!“ werden hauptsächlich eigene Bestände des Museums präsentiert, ergänzt von einigen Leihgaben aus öffentlichem und privatem Besitz. Rund 300 Exponate konnten versammelt werden, die Schadows bewundernswert vielfältige Talente zeigen. Dass der Bildhauer immer als Zeichner und Druckgraphiker arbeitete, durchgängig als Kunstschriftsteller tätig war, als Kunstlehrer und Direktor der Akademie der schönen Künste hoch geachtet wurde, als Freimaurer oder als Vorsitzender des Berlinischen Künstler- Vereins stets im geistigen Austausch mit Gleichgesinnten stand – all das wird sichtbar.

Besondere Blickpunkte der Schau sind neue Arbeiten des Berliner Malers Johannes Grützke (geb. 1937). Als Gründungsmitglied der Schadow Gesellschaft Berlin e. V. hat er sich seit 1994 immer wieder mit Schadows Werk beschäftigt, mittlerweile einen ganzen Graphikzyklus dazu erdacht. Extra für die Ausstellung hat er nun riesige Stoffbahnen als Festdekorationen bemalt, die einzelnen Räumen ein ungewöhnliches Aussehen geben. Gleich anfangs zeigen sie einige der großen Standbilder Schadows, etwa Luther, Friedrich den Großen und Blücher, auch eine schaurige Kriegsszene aus dem Russlandfeldzug Napoleons ist dargestellt. So kann der Ausstellungsbesucher zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her wandern und dabei herausfinden, welche Ewigkeitswerte dieser Kunst auch in Zukunft noch gelten werden.


Stiftung Stadtmuseum Berlin
Ephraim-Palais
Poststraße 13–14
10178 Berlin
www.stadtmuseum.de
www.schadow-gesellschaft-berlin.de