100 Jahre Rathaus Schöneberg

Rathaus Schöneberg

100 Jahre Rathaus Schöneberg

_vom Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg_

Heute ist das Rathaus Schöneberg eines unter vielen Berliner Rathäusern. Doch im Gedächtnis der Stadt spielt es noch immer eine herausragende Rolle: als steinernes Wahrzeichen und weltweites Symbol für den Freiheitswillen des westlichen Berlin. 1911 legte Oberbürgermeister Alexander Dominicus den Grundstein für das „Neue Rathaus“ der Stadt Schöneberg, das durch den enormen Bevölkerungszuwachs notwendig war.

Neben Versammlungssälen und „Bureauräumen“ waren eine Ausstellungshalle, ein Bürgersaal für kulturelle Zwecke, eine Bibliothek und ein Ratsweinkeller vorgesehen. Als der Bau der Berliner Architekten Jürgensen und Bachmann 1914 bezugsfertig war, herrschte Krieg. Statt üppiger Bankette gab es im Ratskeller eine „Volksküche“ und nebenan wurde eine Materialsammelstelle eingerichtet. Kaum war der Krieg vorbei und die Weimarer Republik ausgerufen, wurde Schöneberg 1920 zum 11. Verwaltungsbezirk von Groß-Berlin. Aus Stadtverordneten wurden Bezirksverordnete.

Der Machtantritt der Nationalsozialisten bedeutete eine Entmachtung kommunaler Stellen. Das Bezirksamt wurde, wie die gesamtdeutsche Verwaltung, zum Ausführungsorgan der NS-Gesetze und Verordnungen. Das Gebäude überlebte den 2. Weltkrieg stark beschädigt. Doch die Arbeit ging weiter, Krisenmanagement war das Gebot der Stunde. Das Rathaus wurde für die Bevölkerung zur wichtigen Anlaufstelle: Hier war das Wohnungsamt und hier gab es Bezugsscheine – für Lebensmittel, Kohlen, Seife. Auch wurde in der schweren Stunde versucht, schnell wieder das kulturelle Leben anzugehen: Für eine Theateraufführung im Bürgersaal diente ein Holzbrikett als Eintrittskarte.

Nach der politischen Spaltung der Stadt und der Blockade Berlins durch die Sowjets kam man auf die Idee, das Rathaus Schöneberg vorübergehend für die „Westberliner Regierung“ zu nutzen. Der Bürgersaal wurde nun zum Plenarsaal umgebaut und der Bezirksbürgermeister räumte seinen Platz für den Regierenden Bürgermeister. Über vierzig Jahre lang teilte sich der Bezirk Schöneberg „sein“ Rathaus mit der Berliner Landesregierung – was zunächst ein Provisorium war, schien zur Dauerlösung zu werden. Hier arbeiteten Ernst Reuter, Willy Brandt und Richard von Weizsäcker, hier schrieben sich John F. Kennedy, Queen Elisabeth II. und unzählige andere Staatsgäste ins „Goldene Buch“ ein. Vom Turm aus läutete die Freiheitsglocke ihre Botschaft in die Berliner Luft und auf dem Platz vor dem Rathaus versammelten sich Hunderttausende zu politischen Kundgebungen im Zeichen des Kalten Krieges. Kennedys wohl berühmtester Satz: „Ich bin ein Berliner.“ wurde hier 1963 als wichtige Solidaritätsbekundung Amerikas von den Berlinerinnen und Berlinern begeistert aufgenommen. Das tiefe Entsetzen der Bevölkerung nach seiner Ermordung spiegelte sich u.a. auch vor dem Rathaus wider und der Vorplatz wurde in Gedenken in „John-F.-Kennedy- Platz“ umbenannt.

Zur 750 Jahr Feier Berlins 1987 erstrahlte das Haus in neuem „alten Glanz“, zwei Jahre später fiel die Mauer, die Regierung zog ins Rote Rathaus, der ehemalige Preußische Landtag wurde der Sitz des Abgeordnetenhauses und der Bezirk hatte den gewaltigen Gebäudekomplex wieder für sich.

Heute arbeitet die Bezirksbürgermeisterin wieder in den angestammten Räumen, am originalen Schreibtisch von Dominicus und man kann den Glanz des Hauses noch deutlich anhand der wunderschönen repräsentativen Räumlichkeiten spüren.

_Wir waren Nachbarn_
_Rathaus Schöneberg_
_John-F.-Kennedy-Platz 1_
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