Doch die Berlinerinnen und Berliner bereiteten Kennedy einen stürmischen Empfang. Zwei Millionen Menschen säumten die Straßen, als der amerikanische Präsident gemeinsam mit Willy Brandt und Bundeskanzler Konrad Adenauer im offenen Wagen durch die Stadt fuhr. Nach einer Ansprache vor dem sechsten Gewerkschaftskongress der „IG Bau Steine Erden“ in der Kongresshalle besichtigte Kennedy die Mauer am Brandenburger Tor und am Checkpoint Charlie. Gegen Mittag kam der Tross vor dem Rathaus Schöneberg an, wo 450.000 Berlinerinnen und Berliner bereits seit Stunden auf Kennedy gewartet hatten. Als der junge charismatische Präsident das Rednerpult bestieg, brandete Jubel auf, immer wieder skandierte die Menge seinen Namen. Minuten später, als Kennedy jene vier deutschen Worte gesprochen hatte, mit denen er Geschichte schrieb, steigerte sich die Begeisterung der Menge zu Ekstase.
An den Tagen zuvor hatte Kennedy noch sehr reserviert auf die Begeisterung der (West)-Deutschen reagiert. In seiner Tischrede, die er am 23. Juni während eines von Bundeskanzler Adenauer im Palais Schaumburg ausgerichteten Essens gab, zweifelte der amerikanische Präsident, „dass all die vielen Flaggen und Fähnchen, die zu sehen waren, wirklich aus den einzelnen Familien kamen; ich habe das Gefühl, dass hier jemand nachgeholfen hat.“ Woraufhin Adenauer retournierte: „Aber jewunken haben die Menschen spontan.“