Du darfst nicht mehr zur Schule gehen!

von Beate Tast-Kasper, Kulturprojekte Berlin GmbH

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In der Portalausstellung zum Themenjahr „Zerstörte Vielfalt“ im Deutschen Historischen Museum ist viel zu lesen und zu entdecken

„Du darfst nicht mehr zur Schule gehen!“ hieß es für jüdische Mädchen und Jungen ab dem 30. Juli 1939, als ihnen der Besuch öffentlicher Schulen grundsätzlich verboten wurde. Doch bereits am 25. April 1933 wurden mit dem „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ die Bildungsmöglichkeiten für Juden generell eingeschränkt. Mit dieser und anderen provokanten Aussagen startete Ende April ein Mitmach-Projekt für Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren im Rahmen des Themenjahres 2013 „Zerstörte Vielfalt“ in Berlin. Heute, nach 80 Jahren der Machtübergabe an die Nationalsozialisten, ist es für Jugendliche, die mit einer selbstverständlichen Vielfalt in diesem Land aufwachsen, schwer nachvollziehbar, scheinbar grundlose Verbote hinnehmen zu müssen.

„Stell Dir vor, es wird von einem auf den anderen Tag verboten, was Dir wichtig ist“ ist ein Brückenschlag in die heutige Zeit und soll die Jugendlichen sensibilisieren, sich mit der zerstörten Vielfalt damals, in Bezug zur wiedergewonnenen Vielfalt heute, auseinanderzusetzen.

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Jugendliche beim Besuch der Portalausstellung im Deutschen Historischen Museum

Die Kommunikation der Jugend in dieser Zeit läuft über die unkomplizierte Nutzung via Handy, über Social Media Kanäle – online. Hier tauschen sie sich mittels Musik, Texten, Fotos und Filmen zu ihren Themen aus, teilen Meinungen und machen sich stark für ihre Ansichten. Dies ist ihre selbstverständliche Plattform der Vielfalt. Ein filmisches Statement zum Themenjahr liegt nahe. Über alle Berliner Schulen sind die Jugendlichen eingeladen, im Unterricht, in Workshops und Führungen, aber auch in außerschulischen Aktivitäten in den Jugend- und Freizeiteinrichtungen oder auch im Freundeskreis mit einfachsten filmischen Mitteln ihr Statement abzugeben. Bis zum 9. November 2013 werden diese Clips auf der Seite www.unsereVielfalt.de gesammelt.

Du darfst Deine Musik nicht mehr hören! Du darfst nicht mehr Fußball spielen! Du darfst nicht mehr ins Internet! Wer, außer den Eltern, sollte ihnen das heute verbieten? Wie schnell eine Gleichschaltung auch in der jetzigen Zeit passieren kann, wenn sich nicht jeder für den Respekt, die Toleranz und die Akzeptanz der Verschiedenheit einsetzt, darüber nachzudenken und eine eigene Meinung abzugeben, ob im Rahmen dieses Projekt oder im täglichen Umgang auf dem Schulhof ermöglicht die Aktion.

Jeder Beitrag in diesem Jahr ist ein Puzzleteil für die Vielfalt. Im November, wenn sich die Pogrome zum 75. Mal jähren, werden all diese Statements zur einer großen Multimediapräsentation zusammengefügt und mit der Botschaft der Jugendlichen aus Berlin in die Welt gesandt: „Unsere Vielfalt nimmt uns keiner mehr. Mit uns nie wieder!“.

Kulturprojekte Berlin GmbH
Themenjahr 2013
Klosterstraße 68
10179 Berlin
E-Mail: themenjahr2013@kulturprojekte-berlin.de
www.berlin.de/2013
www.unsereVielfalt.de

Unsere Vielfalt nimmt uns keiner mehr
Das Mitmach-Projekt „Unsere Vielfalt nimmt uns keiner mehr!“ startete Ende April im Berliner Stadtraum. Mit Unterstützung der Friede Springer Stiftung organisiert die Kulturprojekte Berlin GmbH im Rahmen des Themenjahres 2013 „Zerstörte Vielfalt“ den Aufruf und koordiniert die Aktivitäten.