Als wir uns im Oktober 2011 kennenlernten (per E-Mail, den modernen Zeiten und der Entfernung geschuldet) war er der Suchende: Ronny Dotan suchte nach einem Ansprechpartner in Berlin für die Verlegung von Stolpersteinen für die Schwestern seiner Großmutter.
Seine genealogischen Forschungen hatten ihn auf die „Initiative Stolpersteine“ gebracht. Denn anders als noch ein paar Jahre zuvor war Deutschland für ihn nun nicht mehr nur das Land seiner Vorfahren und touristisches Ziel, sondern nun hatte er erfahren, dass die Shoa auch in seine Familie eingegriffen hatte. Die beiden alleinstehenden Schwestern seiner Großmutter wurden mit Deportationstransporten nach Riga gebracht und dort erschossen.
Gemeinsam begannen wir nun, seinen Weg fortzusetzen. Ich recherchierte in Berlin nach weiteren Dokumenten. Und wir fanden mehr und mehr! Bei der Stolpersteinverlegung im März 2012 war aus dem Suchenden jemand geworden, dessen Blick sich verändert hatte: auf Berlin und auf Deutschland.
Und aus ihm wurde ein großer Anhänger der kleinen schlichten Mahnmale des Künstlers Gunter Demnig.
Nach dieser Zeit der Recherchen und des Austausches wurde er für mich ein ganz wichtiger Bestandteil meiner Arbeit für das Projekt.
Nun wurde ich die Suchende und bin es bis heute: Er wurde mein Ansprechpartner für alle Fragen rund um Stolpersteine im Verhältnis zu Israel. Ob bei Anfragen von Angehörigen auf Ivrit, ob bei Fragen von Angehörigen nach dem weiteren Werdegang bei der Bestellung, ob bei Formulierungen von E-Mails, ob bei der Erklärung von langen Wartezeiten oder einfach nur der Beschaffung von Dokumenten. Alles, einfach alles konnte ich mit ihm besprechen. Und alles, einfach alles hat er so erklärt, dass auf keine Seite ein Schatten fiel und fällt.
Mit seiner deutsch-jeckischen Mentalität (der Spruch in seinem Büro sagt alles: „Ich chauffiere wie ein Jecke!“), mit seinen klugen Augen, mit seinem wachen Verstand, mit seiner offenen kommunikativen Art, ist er genau der Richtige, der Angehörigen in Israel helfen kann, die Brücke nach Deutschland zu bauen. Ihnen mit Geduld und doch der nötigen Bestimmtheit alle Fragen zu beantworten und sich für ihre Belange einzusetzen.
Ihnen vielleicht auch die Hürde zu nehmen, alle ihre sehr berührenden und persönlichen Geschichten zuallererst mit jemandem in Deutschland zu teilen. Unter Landsleuten ist es einfacher, darüber zu sprechen. Und erst recht, wenn der Landsmann ähnliche Erfahrungen gemacht hat, wie man selbst.
Wo er nur kann, spricht er heute über die kleinen Messingplatten: In Schulen, in Elternheimen und natürlich in der 1933 gegründeten Jeckes-Organisation Irgun. Das Foto zeigt ihn mit dem obersten Rabbiner von Tel Aviv Israel Meir Lau, gleichzeitig Präsident von Yad Vashem, dem er bei einem Besuch sein Engagement vorgestellt hat.
Und heute ist er in diesem Fall nicht mehr der Suchende. Er kann mit seinem Wissen anderen Suchenden helfen. Wünschen wir ihm für seinen großen Beitrag weiter gutes Gelingen und Toda raba. In Friede, Freude und Shalom.
Wenn Sie per E-Mail Kontakt zu Ronny Dotan aufnehmen möchten: drodan@012.net.il