Er war einer der maßgeblichsten Kunstkritiker bis 1933 und ein ungemein vielseitiger Autor, der rund achtzig Bücher veröffentlichte. Er verhalf Künstlern wie Emil Orlik, Max Oppenheim, Max Pechstein oder Christian Schad durch seine Publikationen zum Durchbruch. Heute ist er – infolge seines Exil-Schicksals – vergessen: Max Osborn.
Emigriert nach New York verfasste er dort sein Buch „Der bunte Spiegel. Erinnerungen aus dem Kunst-, Kultur- und Geistesleben der Jahre 1890 bis 1933“. Erst siebzig Jahre später erscheint dies eindringliche Dokument einer untergegangen Welt endlich auch im deutschen Sprachraum – typisches Los so vieler im Exil entstandener Bücher. Anhand einfühlsamer Porträts über Adolph Menzel, Max Klinger, Lesser Ury, Max Slevogt, Max Liebermann, Wilhelm von Bode, Josef Kainz, Max Reinhardt oder Hans von Bülow – stets aus persönlicher Verbundenheit und in einer Mischung aus Anekdotischem und Sachlichem geschrieben – vergegenwärtigt Max Osborn darin die kulturelle Blüte der Wilhelminischen Ära und der Weimarer Republik. Anschaulichpackend, in lebendig geschmeidiger, mitunter nahezu poetischer Diktion erzählt er viele skurrile Begebenheiten aus dem Leben der Künstler.
Durch eine Suchanzeige in aktuell hat der Verleger, Thomas Schumann, Kontakt zu Ruth Weyl, einer in London lebenden Enkelin Max Osborns aufnehmen können. Sie erzählte ihm wunderbare Erinnerungen an ihren Großvater Max Osborn und ihre Kindheit im Berlin der Zwanziger- und Dreißigerjahre, bis sie dann als Vierzehnjährige 1938 nach Palästina geschickt wurde. So sind im Buch auch anrührende Reminiszenzen von Ruth Weyl zu lesen.