Udo Lindenberg, dessen musikalisches Lebenswerk stark vom geteilten Deutschland geprägt wurde, weiß sich in Szene zu setzen. Noch bevor der Vorhang aufgeht, bittet er in gewohnt nuschelnder Art die Zuschauer, die Handys auszuschalten. Auf den Bühnenvorhang wird ein übergroßer Udo projiziert und gleich darauf versetzen dramatische Bild- und Videosequenzen mit dem ersten Lindenbergsong auch den Jüngsten im Publikum in eine Zeit, als Deutschland noch von den Alliierten dominiert wurde.
Die Bilder vom Mauerbau, von flüchtenden Menschen, von Demonstrationen und großen Gefühlen bleiben in dem sonst recht heiteren Werk wirkliche Gänsehautmomente. Denn die Rahmenhandlung, die in der Gegenwart spielt, offenbart sich schnell als leicht bekömmlich: Der Chefredakteur einer Lokalzeitung will das Mädchen, das der legendäre Udo Lindenberg 1973 besungen hat, finden. Darauf setzt er die unerfahrene Redakteurin Mareike an, die den großen journalistischen Durchbruch wittert.
Diese fällt eine Bühnendrehung weiter sprichwörtlich mit der Tür ins Haus der mittlerweile erwachsenen Jessy, die ihr trostloses Dasein mit Problemsohn und Mann fristet. Mareike schafft es, Jessy sofort zurück in die Vergangenheit zu entführen. Der Zuschauer wird in das Ost-Berlin der frühen 80er Jahre katapultiert. Die junge Jessy bereitet sich im Beisein ihrer Familie auf ihren Chor-Auftritt zu den Friedensfeierlichkeiten der sozialistischen Jugend (FDJ) im Palast der Republik vor, in dem auch die frenetisch gefeierte Rockröhre Udo Lindenberg sein streng von der DDR-Führung überwachtes Konzertdebüt geben wird.
Er verliebt sich sofort in Jessy, das Chormädchen mit der lieblichen Stimme. Es kommt zu einem kleinen Techtelmechtel, das aber von den politischen Verhältnissen korrumpiert wird. Erst zu einem Konzert 1987 im pulsierenden Moskau sehen sich die beiden heimlich wieder. Immer dicht gefolgt von Stasi-Spitzeln. Der Schauspieler Serkan Kaya, Udos Bühnen-Ich, bringt Lindenbergs eigenwillige Komik und charismatisch-unkoordinierten Bewegungen dabei täuschend echt auf die Bühne. Auch das Markenzeichen des Rockrüpels, der Schlapphut, begleitet durch die Handlung als übergroße, tonnenschwere, an Drahtseilen befestigte Dekoration.