für Berlins Attraktivität gibt es starke Indizien: Die Stadt wächst um rund 40.000 Menschen im Jahr. Mit der Wirtschaft geht es weiter deutlich aufwärts. Der Tourismus boomt ungebrochen. Berlin ist Hauptstadt der Gründer und Start-ups. Vieles mehr ließe sich hier anfügen.
Hinter diesen Fakten und Zahlen stehen oft Geschichten von Menschen, die nach Berlin kommen, um ihren Traum zu leben. So wie Itamar Zechoval, Einat Zinger oder Anat Fritz. Die drei israelischen Designer fühlen sich, wie Sie in diesem Heft nachlesen können, von dem weltweit angesagten Mode-Hotspot Berlin inspiriert. Ganz nebenbei erinnert ihr Beispiel an die Zeit vor 1933, als Berlin Zentrum der deutschen Modebranche war, wozu in besonderer Weise jüdische Betriebe beitrugen.
Jüdisches Leben und jüdische Kultur sind Teil des Berliner Aufschwungs. Dass dies ein besonderer Grund zu Freude und Dankbarkeit ist, darf gerade in diesem Jahr nicht unerwähnt bleiben, da Berlin der Machtübertragung an die Nazis vor 80 Jahren und der Reichspogromnacht vor 75 Jahren gedenkt. So hat sich vor zehn Jahren das Touro College Berlin als erste amerikanisch-jüdische Hochschule auf deutschem Boden gegründet – Grund genug für ein stolzes Jubiläum. Das Jüdische Museum, das sich seit seiner Eröffnung im Jahr 2001 zu einem Besuchermagneten entwickelt hat, zählt zu den Leuchttürmen jüdischer Kultur in Berlin. Im vergangenen Jahr wurde die Akademie im Eric F. Ross Bau bezogen, für die ebenfalls Stararchitekt Daniel Libeskind verantwortlich zeichnete. Mehr dazu in dieser Ausgabe.
Neues jüdisches Leben in Berlin ist untrennbar verbunden mit dem Gedenken an die Opfer des Holocaust und dem Bekenntnis zu deutscher Verantwortung am Völkermord. Davon zeugen zahlreiche Erinnerungsorte in der Stadt – von den Stolpersteinen bis zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Vor 72 Jahren begannen die Deportationen der Berliner Juden. Am 18. Oktober 1941 verließ der erste Zug mit 1.089 jüdischen Kindern, Frauen und Männern den Bahnhof Grunewald. Das Denkmal „Gleis 17“ erinnert an dieses Verbrechen. Jetzt ist dort eine Bücherbox aufgestellt worden. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie in diesem Heft.
Bewegend ist auch das Schicksal des bedeutenden jüdischen Architekten Julius Berger, der bis 1933 zu den ganz Großen im Berliner Baugeschäft gehörte. 1942 wurden er und seine Frau Flora nach Theresienstadt deportiert und dort ermordet. An ihn erinnert der in diesem Jahr zum ersten Mal verliehene Julius-Berger-Architekturpreis. So schließt sich der Kreis von dem seiner Geschichte bewussten Berlin zur wachsenden Stadt der Gegenwart.
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