1994 hatte die Rektorin der Löcknitz-Grundschule, Christa Niclasen, eine Idee: Sie wollte die Kinder der 6. Klassen darauf aufmerksam machen, dass hier im Bayerischen Viertel viele Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben oder umgebracht wurden. Um den 11 und 12 Jahre alten Kindern dieses bewusst zu machen, ist die Lehrerin zusammen mit den Schülern Listen des Heimatmuseums durchgegangen, in denen alle ehemaligen Mitbürger jüdischen Glaubens, die im Bezirk lebten, nach Straßen und Hausnummern aufgeführt sind. Die Schülerinnen und Schüler suchten sich spontan Namen aus den Listen heraus: Vielleicht lebte der Mensch in derselben Wohnung wie das Kind, vielleicht hatte er am selben Tag Geburtstag… So kundschafteten die Kinder aus, was in ihrem Kiez damals passiert ist. Jedes Kind beschriftete nun einen Stein mit einem Namen des Menschen, an den es erinnern wollte. Die beschrifteten Backsteine wurden schließlich präpariert, dass die Schrift der
Kinder nicht verwischen konnte. Dann wurden die Steine der Sechstklässler im Rahmen einer Feier auf dem Schulhof zu einem kleinen Denkmal verarbeitet.
Das Projekt wird seitdem jedes Jahr, mit den jeweiligen sechsten Klassen durchgeführt, so dass das Denkmal inzwischen viele Meter lang ist. Die Schule nennt es „Denk-mal an jüdische Mitbürger“.
Und wie kam Peter Zander zu den Schülern der Löcknitz-Grundschule? Regelmäßig reist er von London nach Berlin. Und lernt fast jedes Mal neue interessante Menschen kennen. So auch einmal in der Kantine des Berliner Ensembles, das er bei jedem seiner Berlin Besuche so gerne aufsucht. Er erzählte von seinem Besuch des Weißen Rössls 1928 – und der nette Herr am Tisch, Hartmut Schulz, versprach, Zander das Original-Programmheft zu organisieren. Tatsächlich löste er sein Versprechen ein und im Londoner Briefkasten von Zander lag eines Tages das alte Programmheft. Dies wurde der Grundstein einer guten Freundschaft, über die Zander auch die Stadtführerin Gudrun Blankenburg kennen lernte. Sie traf sich mit den beiden zu einer Stadtführung. Diese führte auch zu Zanders Elternhaus in Friedenau, wo er durch den Briefkasten in die leere Wohnung gucken konnte und die Schlafzimmertür seiner Eltern sah. Auf der rechten Seite erblickte er sein Zimmer.