Ich erforsche die Geschichte meiner jüdischen Vorfahren.
Mein Großvater, Martin Rechelmann, wurde am 13.04.1899 in Schwerin an der Warthe geboren. Er lebte ab ca. 1929 in Berlin. Er wohnte mit seiner 2. Frau Hertha, geb. Gutfeld, bei deren Eltern bis ca. 1933 in Siegmunds Hof 1, danach ganz in der Nähe Gutenbergstraße 1. 1939 wohnte er laut Volkszählung in der Krausnickstraße 8 in Berlin Mitte. Sein letzter Wohnsitz war gemeinsam mit seiner Ehefrau Herta die Cuxhavener Straße Nr. 5 im Hansaviertel. Er wurde auf unbekanntem Weg wahrscheinlich Ende 1942 nach Auschwitz zur Zwangsarbeit gebracht und starb dort am 22.02.1943 vermutlich in der Krankenbaracke.
Hertha Rechelmann, geb. Gutfeld, ist 1900 in Berlin geboren und lebte vermutlich bis zur Deportation (zeitweise mit ihrem Ehemann Martin) bei ihren Eltern Sigmundshof 1. Sie wohnte 1939 lt. Volkszählung in der Gutenbergstraße 1 bei ihrer Mutter. Mit meinem Großvater Martin lebte sie bis zur Deportation in der Cuxhavener Straße Nr. 5. Sie wurde am 29.01.1943 deportiert und wahrscheinlich sofort nach Ankunft in Auschwitz ermordet.
Meine Großtante, Philippine Aronsohn, geb. Rechelmann, wurde 1904 in Schwerin an der Warthe geboren, sie lebte später in Berlin. Sie wohnte 1939 laut Volkszählung in der Krausnickstraße 8 in Berlin-Mitte. Am 27.9.1939 heiratete sie Erwin Aronsohn. Philippine war von Kindheit an psychisch krank und in Behandlung. Am 8. Mai 1942 wurde sie in die ehemalige Jacoby’sche Anstalt in Bendorf-Sayn eingewiesen. Von dort wurde sie am 15.6.1942 Richtung Izbica deportiert, aber in Sobibor ermordet.
Der Ehemann meiner Großtante, Erwin Aronsohn wurde 1906 in Berlin Schöneberg geboren, die Eltern hießen Max und Betty. Er musste Zwangsarbeit leisten und arbeitete in der Firma Markus Metallbau Monumentenstraße 35 in Berlin-Schöneberg. Von 1939 bis 1942 wohnte er in der Krausnickstraße 8. Er wurde am 18. August 1942 nach Riga deportiert und dort ermordet.
Hertas Vater Abraham Gutfeld verstarb 1938 im Alter von 71 Jahren. Seine Frau hieß Ida Gutfeld, geb. Biermann. Sie starb 1941 im Alter von 70 Jahren. Ihr letzter gemeinsamer Wohnsitz war seit 1934 die Gutenbergstraße 1 in Berlin-Charlottenburg.
Herta hatte zwei Brüder und eine Schwester:
Siegfried Gutfeld, geboren 1898, wurde 1942 in Auschwitz ermordet. Er wohnte zuletzt in der Klopstockstraße 30 im Hansaviertel.
Jakob Gutfeld, geboren 1894. Jakob war in Dachau inhaftiert, leistete in Berlin Zwangsarbeit bei der Firma Katadyn in Weißensee und überlebte den Krieg dank der Ehe mit seiner nichtjüdischen Ehefrau Gertrud. Zeitweise wohnte Jakob bei seiner Schwester und seinem Schwager in der Cuxhavener Str. 5. Nach dem Krieg leitete Jakob am Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße ein Aufnahme- und Durchgangsheim für jüdische KZ-Häftlinge. Er eröffnete 1946 ein kleines Kaufhaus in der Badstraße 35. Dann heiratete er ein zweites Mal, seine 2. Frau Martha Kaufmann starb 1968, Jakob ein Jahr später. Sie wohnten zuletzt in der Oranienburger Chaussee 23.
Hedwig Geissler, geb. Gutfeld – über sie ist nur bekannt, dass sie Thaddäus Geissler heiratete und eine Tochter Urszula, wahrscheinlich 1927, bekam. Hedwig und ihr Mann sind seit dem Krieg verschollen. Aber Urszula hatte nach dem Krieg Kontakt zu Jakob Gutfeld, das geht aus seinen Dokumenten hervor. Leider ohne Namen und Anschrift.
Sollte jemand von einem der hier Genannten gehört haben oder Fotos der Straßen oder Häuser, in denen sie lebten, besitzen, freue ich mich sehr über eine Antwort. Auch weitere Informationen zu den Bewohnern der Häuser und ihren Schicksalen interessieren mich. Wer kam nach dem Krieg in das Heim im Jüdischen Krankenhaus Iranische Straße und erinnert sich an Jacob Gutfeld? Wer kannte das Kaufhaus Gutfeld in der Badstraße, wer arbeitete dort, wer hat dort eingekauft? Kennt jemand Urszula Geissler, jetzt 85 Jahre alt, die vielleicht heute unter anderem Namen in Berlin wohnt?