„Liebe macht das Lied unsterblich!“ Ein Festival zu Ehren von Louis Lewandowski

von Carolyn Naumann, Louis Lewandowski Festivalbüro

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Das Festivallogo

Wenn man den jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee betritt und nach rechts schaut, fällt der Blick auf den hohen, polierten Grabstein von Louis (Lazarus) Lewandowski und dessen Ehefrau Helene. Das Grab befindet sich in der Ehrenreihe des Friedhofs, am Feld A 1. „Liebe macht das Lied unsterblich!“ steht dort geschrieben und wenn die Sonne auf die goldfarbenen Buchstaben fällt, funkeln sie. Das würde Lewandowski sicher gefallen. Dass man sich heute noch und wieder an ihn erinnert, hat mehrere Gründe:

Im Nachruf der „Allgemeinen Zeitung des Judentums“ vom 9. Februar 1894 wird er als „Reformator des Synagogengesanges“ bezeichnet, der „den Gottesdienst der deutschen Synagoge neugeschaffen, (…) ihm Weihe und Stimmung verliehen“ hat.

Louis Lewandowski erblickte im April 1821 in Wreschen (heute Września) das Licht der Welt. 1833 kam er nach Berlin. Gerade einmal zwölf Jahre war er alt. Im Chor der Synagoge Heidereutergasse fand Louis unmittelbar nach seiner Ankunft eine Anstellung als „Singerl“. Dem Gemeindekantor Ascher Lion war seine außerordentliche Musikalität nicht entgangen. Die Familie von Alexander Mendelssohn, einem Neffen des Moses Mendelssohn, unterstützte Louis und so wurde er als erster Jude Eleve an der Akademie der Künste. 1840 durch die Jüdische Gemeinde zum Dirigenten des Chores in der Synagoge Heidereutergasse berufen, war er später bis 1890 in der 1866 eröffneten „Neuen Synagoge“ in der Oranienburger Straße tätig. 1865, anlässlich seines 25-jährigen Amtsjubiläums war Louis Lewandowski der Titel eines Königlich Preußischen Musikdirektors verliehen worden. Im Dezember 1890 beging er schließlich sein 50-jähriges Dienstjubiläum und wurde durch die Akademie der Künste zum Professor ernannt.

Das Erbe Lewandowskis ist vielfältig. Er bezog während des sogenannten „Orgelstreits“ ganz klar und eindeutig Position für die Orgel in der Synagoge. Er komponierte Werke, die dann um einen Orgelpart erweitert wurden und schuf später die Musik für den gesamten Kultus der „Neuen Synagoge“. Er wirkte neben seiner Tätigkeit als Chordirigent der größten deutschen Synagoge auch als Kantorenbildner und Gesangslehrer.

In Berlin wird das Erbe Lewandowskis gepflegt. Das verdanken wir nicht zuletzt dem legendären Kantor Estrongo Nachama sel. A. Die Synagoge in der Charlottenburger Pestalozzistraße führt diese Tradition weiter.

Aber wie sieht es im Rest der Welt aus? Wieviel Lewandowski ist geblieben? Das interessierte Nils Busch-Petersen, im Hauptberuf Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg e.V. und Liebhaber sowohl kirchlicher als auch synagogaler Chormusik. Im Jahr 2010 wurde die Idee zu einem Festival geboren. Ein kleines Team fand sich für die Organisation zusammen und Dank privater Sponsoren konnte das 1. Louis- Lewandowski-Festival im Dezember 2011 stattfinden. Eingeladen waren Chöre aus Johannesburg, Jerusalem, Boston, Toronto, Straßburg, London und Zürich. Selbstverständlich war auch der Berliner Chor, das Synagogal Ensemble Berlin, welches regelmäßig in der Synagoge Pestalozzistraße singt, dabei. Eine wunderbare Atmosphäre entstand und der berühmte „Funke“ sprang über. Am 17. Dezember gab es nach Schabbat zeitgleich über die Stadt verteilt 7(!) Konzerte mit synagogaler Musik. Am 18. Dezember folgte dann das große Abschlusskonzert in der Synagoge Rykestraße im Stadtteil Prenzlauer Berg. Sie gilt heute als größte Synagoge Deutschlands. Fast 300 Sänger versammelten sich, jeder Chor sang zwei Stücke allein. Zu Beginn und am Ende des Konzertes dirigierte Regina Yantian alle Chöre zum gemeinsamen „Ma Tovu“ und „Adon Olam“. Die Resonanz der Chöre aber auch der Zuhörer nach Ende des Festivals war überwältigend. Den Bostoner Chor erreichte aufgrund eines Reiseberichts ein Brief von Margot S. Blank, der wir hiermit, sollte sie Leserin dieser Ausgabe sein, einen ganz besonders herzlichen Gruß aus Berlin schicken möchten. Frau Blank schrieb „…For a very young child this music played on the organ at the synagogue was the kernel and essence of Judaism. It had a larger role in creating love of Judaism than many of our Jewish Teachers. This love has stayed with us until our ripe old age…“ „Liebe macht das Lied unsterblich!“

Vom 21. bis 23. Dezember 2012 wird es ein weiteres Festival in Berlin geben. Wir arbeiten mit Freude an der Vorbereitung und sind neugierig auf die insgesamt sieben Chöre aus Jerusalem, Paris, Johannesburg, Warschau, Straßburg und Berlin. Das Thema des diesjährigen Festivals lautet: „Das magische Dreigestirn“. Neben der Musik Lewandowskis werden die Chöre Werke von Salomon Sulzer und Samuel Naumbourg zur Aufführung bringen.


Verein der Freunde und Förderer des Synagogal Ensemble Berlin e.V.
Mehringdamm 48
10961 Berlin
E-Mail: info@louis-lewandowskifestival.de
www.louis-lewandowski-festival.de