Damals hieß die Straße noch Artilleriestraße und vorne, dichter an der Spree, gab es die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums, weiter hinten, zwei Blöcke hinter der Oranienburger, war das orthodoxe Rabbiner-Seminar. Zwei Orte jüdischer Gelehrsamkeit, außerhalb der Universität, denn innerhalb der Universität Unter den Linden war für Jüdische Studien kein Platz. Mochten auch einzelne Juden den Aufstieg in der Wissenschaft schaffen, so war das Klima insgesamt doch eher antisemitisch.
Die Zeiten haben sich geändert: Wo einst die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums war, ist heute das Leo-Baeck-Haus, Sitz des Zentralrats der Juden, und die andere Immobilie in jener Straße, die seit 60 Jahren Tucholskystraße heißt, ist längst der orthodoxen Gemeinde Adass Jisroel rückübertragen.