Er ist einer der bekanntesten und meistbesuchten Boulevards der Welt, Hildegard Knef hat ihn besungen und dieses Jahr feiert er seinen 125. Geburtstag: der Kurfürstendamm.
Kaum eine Straße ruft so unterschiedliche Emotionen hervor, ist mit so vielen unterschiedlichen Etiketten beklebt: Mythos und Legende, Schaufenster des Westens, aber auch „Schandfleck im Herzen Berlins“, Boulevard der Stars und der Amüsierwilligen, Zeuge von Vertreibung und Zerstörung, Konsummeile, touristischer Anziehungspunkt, aber auch Arbeits- und Lebensraum von Künstlern, Intellektuellen und Kreativen.
Eigentlich reicht seine Geschichte zurück bis ins 16. Jahrhundert. 1542 ließ Kurfürst Joachim II. am See des Grunewalds ein beschauliches Jagdschloss errichten und um es von seinem Stadtpalast aus durch das sumpfige Gebiet besser erreichen zu können, ließ er einen durch Holzbohlen befestigten „Knüppeldamm“ anlegen. Bis ins 19. Jahrhundert machte der Damm seinem Namen alle Ehre und war nichts anderes als eine unbefestigte Straße mit Vorortcharakter, auf der man umgeben von Wiesen und Feldern wandelte. Erst Reichskanzler Otto von Bismarck, beeindruckt von den Champs-Élysées, änderte das und ließ den Damm ab 1883 großzügig ausbauen. Drei Jahre später war das Werk vollendet.
Am 5. Mai 1886 fuhr die erste Dampfstraßenbahn über den Ku’damm. Seitdem gilt das Datum als offizieller Geburtstag des Berliner Boulevards.
1893 eröffnete das erste Caféhaus unter der Hausnummer 18/19. Künstler und Intellektuelle liebten das Haus, das bald in Café des Westens umbenannt wurde. Ab 1916 wurde das Romanische Café, Kurfürstendamm 238, zum Treffpunkt. Es sollte sich nach dem Ersten Weltkrieg zum literarischen Zentrum dieser Zeit entwickeln, mit Gästen wie Joachim Ringelnatz und Erich Kästner. Viele jüdische Geschäftsleute hatten sich inzwischen in der Gegend rund um den Kurfürstendamm niedergelassen. Der Journalist Hardy Worm schrieb damals, dies sei die „feine Jejend“. Die Goldenen Zwanziger Jahre strahlten hier in besonders schönem Glanz. Dann folgten die dunkelsten Jahre des Kurfürstendamms: 1931 begannen judenfeindliche Übergriffe auf Geschäfte und Cafés. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten brachte die Vertreibung jüdischen Lebens, gerade auch am Kurfürstendamm.