Die Entkernung komme, so Posener, einer „Vergewaltigung“ gleich. Denn Mendelsohn, das zeigen Fotos aus der Zeit, hatte nicht nur bei der Form des Baukörpers, sondern vor allem bei der Gestaltung des Foyers und des Zuschauerraums auf großartige Weise mit U- und Hufeisenformen gespielt. Sie sogen den Besucher förmlich in eine bauchige Tiefe und schleuderten ihn danach an den gebogenen Seiten entlang wieder pfeilartig nach draußen. „Das ganze Haus ist Schwung, Rhythmus, Schwingung“, schrieb eine Zeitung 1928 nach der Eröffnung. Und nun öffnete sich innen ein mit Beton ausgekleideter Hallenschlund, der durch Rolltore unterteilt und dessen Bodenhöhe durch spektakuläre Hubpodien verändert werden kann. Multifunktional. Und überaus praktisch fürs Theaterspiel.
Allerdings war im Inneren schon vor dem Umbau kaum etwas vom Original mehr erhalten, weshalb Posener auch kleinmütig einräumte, dass der Bau wohl ganz verloren gewesen wäre, wenn Peter Stein und Jürgen Schitthelm von der Schaubühne am Halleschen Ufer sich seiner nicht angenommen hätten.
Wie es aussah, als die Truppe der Schaubühne das Gebäude 1975 erstmals besichtigte? „Wie in einer Ruine“, sagt Jürgen Schitthelm, der als dienstältester Theaterleiter Deutschlands der Bühne als Direktor noch immer vorsteht. Alle Kino- und Tanzlokal-Betreiber, die nach dem Krieg ihr Glück versucht hatten, waren gescheitert. Zuletzt Rolf Eden, der Ende der Sechziger große Pläne mit einem Musical-Theater hatte, die er bald begraben musste. Zur Premiere einer Dracula-Sex-Show kamen acht Besucher. Drei Jahre stand das Haus daraufhin leer. „Tauben, Schutt, manchmal haben sogar Obdachlose hier geschlafen“, sagt Schitthelm.