Der im Hochmittelalter angelegte Große Jüdenhof umfasste zwölf Gebäude, die um einen annähernd quadratischen Hofraum zwischen der heutigen Jüden- und Klosterstraße angelegt waren. Der Jüdenhof war nur durch eine schmale Gasse zu erreichen. „Charakteristisch für die mittelalterlichen Jüdenhöfe. Die Juden stellten eine Minderheit dar und suchten sich Räume, in denen sie ungestört ihren Glauben ausleben und ihrem Gemeindeleben nachgehen konnten“, sagt der Bauleiter der Ausgrabungen, Torsten Dressler vom Archäologiebüro ABD-Dressler. Ebenfalls typisch für solche Bauten waren Gebetsstätten und Ritualbäder. Unregelmäßigkeiten in der Anordnung des Jüdenhofes weisen darauf hin, dass genau hier Teile einer Synagoge und einer Mikwe schon alsbald aufgedeckt werden könnten. Solche Bauten haben die Archäologen in Jüdenhöfen anderer Städte schon mehrfach entdeckt.
Seit Anfang Juli 2011 graben die Archäologen erstmals an diesem Ort, dem ältesten Viertel der Hauptstadt, in der Nähe des Berliner Rathauses an der Grunerstraße nach den Resten des mittelalterlichen Berlins. Wenn sich die Vermutungen der Archäologen bestätigen, könnte man die Vorgeschichte der großen jüdischen Tradition Berlins erfassen. „Die sauber aus Ziegelstein ausgebildeten Wände und der akkurate Ziegelsteinboden in den ersten zwei Kellern stammen aus dem 18. Jahrhundert. Der helle gestampfte Lehmboden ist deutlich älter, der stammt unzweifelhaft aus dem 13. Jahrhundert“, erläutert der Grabungsleiter Dessler.