Eine Oase in Berlin

Dr. Leonore Goldschmidt-Schule 1935 - 1941

_Freund, warum ist uns Trennung beschieden? Liegt es an uns? Nein! An den Nöten der Zeit. Abiturzeitschrift Goldschmidt-Schule, Februar 1939von Emanuel Rotstein_

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Dr. Leonore Goldschmidt im Jahr 1936

Täglich entstehen in Berlin die verschiedenartigsten Filme. Über ein Projekt soll hier berichtet werden, in dem die Geschichte der Dr. Leonore Goldschmidt-Schule erzählt wird. Die Dokumentarfilmautoren suchen noch Unterstützung bei ihrer Recherche und Realisation des Dokumentarfilms über diese besondere Schule.

Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden jüdische Lehrer aus dem öffentlichen Dienst verbannt. Mit „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ im April 1933 wurde auch Dr. Leonore Goldschmidt ohne Anspruch auf Rente frühzeitig pensioniert. Ihre Dienste als Pädagogin an der Sophie-Charlotte Schule waren der nationalsozialistischen Erziehungsarbeit nicht mehr dienlich. Wenig später, bei einem Besuch in einer süddeutschen Kleinstadt, wurde Leonore auch auf das Leid jüdischer Schulkinder aufmerksam, die zusehends Opfer von Diskriminierung und Gewalt wurden. Schulveranstaltungen, Klassenfahrten und Besuche in Schullandheimen waren jüdischen Kindern nun verboten. Eine Entwicklung, die zunächst auf dem Land stärker zu spüren war, erreichte 1935 auch die Anonymität Berlins. Immer mehr Kinder wurden vom Schuldienst suspendiert, da man ihre Teilnahme am Unterricht im Sinne der Volksgemeinschaft als störend empfand. Von Herzen eine Pädagogin und Philanthropin, wollte sich Leonore diese immer stärker werdende Ausgrenzung nicht mehr länger ansehen. Bereits im Mai 1935 gelang ihr mit Hilfe ihres Mannes Ernst, einem Notar, gegen alle Widrigkeiten der Zeit, beim Berliner Magistrat die Lizenz zur Gründung einer eigenen Schule zu erlangen. Was zunächst als Erziehungs- und Unterrichtsgemeinschaft mehrerer „zwangsarbeitslos“ gewordener Lehrerinnen mit der Errichtung eines kleinen Internats für Schüler aus dem Berliner Umland begann, entwickelte sich bald zu einer stattlichen Einrichtung mit Hunderten von Schülern, die in einem herrschaftlichem Gebäudekomplex am Hohenzollerndamm mit weitläufigen Grünflächen ihre kurze Heimat fand.

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Leonores Ehemann, Ernst Goldschmidt, 1937

Für die Schüler bot die Goldschmidt-Schule jedoch nicht nur eine erstklassige schulische Ausbildung, sondern stärkte auch ihr jüdisches Selbstverständnis. Die Goldschmidt-Oase, wie sie viele Ehemalige nennen, bot den jüdischen und vielen nicht-arischen Kindern einen Schutzraum vor den alltäglichen Diskriminierungen und Anfeindungen und gab ihnen ein Stück weit Normalität zurück. Obwohl die Schule keinen religiösen Charakter besaß, bemühte sich Leonore Goldschmidt den Kindern und Jugendlichen ihre jüdische bzw. nicht-arische Identität als positiven Wert bewusst zu machen. Sie sollten so mit gestärkter Selbstachtung den ständigen Abwertungen und Ausgrenzungen durch die Nationalsozialisten begegnen. Die Goldschmidt-Schule wurde für viele Kinder zu einem Ersatzzuhause, in dem sie sich frei und unbeschwert entwickeln konnten.

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Die Dr. Leonore Goldschmidt-Schule 1935 – 1941 am Hohenzollerndamm 110

Nach dem „Anschluss“ Österreichs im März 1938 wies vieles auf einen Krieg hin. Nur die Emigration schien Deutschlands Juden vor der nahenden Katastrophe retten zu können. Leonore Goldschmidt hatte auch hier wieder die Zeichen der Zeit sehr früh erkannt und befand, dass die englische Sprache die wichtigste Voraussetzung für eine Zukunft im Exil war. Mithilfe von angelsächsischen Lehrkräften wurden die Kinder zweisprachig unterrichtet und auf das Examen der Universität von Cambridge vorbereitet, das ein Studium an allen britischen und amerikanischen Hochschulen ermöglichen sollte. Die Reichspogromnacht im November 1938 stellte die nächste große Zäsur dar, und veranlasste Leonore sich nun um die Überführung der Schule mitsamt der Schülerschaft nach England zu bemühen. Im Juli 1939 verließ sie mit ihrer Familie Berlin, um die Umsiedlung der Goldschmidt-Schule vorzubereiten. Unter größten Anstrengungen und Entbehrungen gelang es ihr die Schule mit ein paar Dutzend Kindern bis zum Jahr 1941 in Folkestone, England weiterzuführen, bis sie die Kriegsumstände zu einer Schließung zwangen.

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Umzug ins Earlscliffe House / Folkestone 1941

Für die Umsetzung des Dokumentarfilms sind wir auf die Hilfe von Zeitzeugen angewiesen, die ihre persönlichen, spannenden, aufregenden oder einfach ganz alltäglichen Geschichten aus ihren Schultagen und der Goldschmidt-Schule mit uns teilen wollen. Neben den außergewöhnlichen Erlebnissen wird auch privates Archivmaterial gesucht, also Fotos, Dokumente, Tonbänder und Filme, die den Schulalltag und das Leben in Berlin in den 30er Jahren widerspiegeln.

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REDROCKSFILM
Emanuel Rotstein
E-Mail: rotstein@redrocksfilm.com