Aus der Stasi-Untersuchungshaftanstalt in Berlin-Hohenschönhausen wurden vom 18. Oktober bis zum Jahresende 1989 insgesamt 210 Häftlinge entlassen oder verlegt. Einige von ihnen waren noch am 4. und am 6. Oktober in der Tschechoslowakei bei Fluchtversuchen festgenommen worden. Mehr als die Hälfte von ihnen saß noch im Gefängnis, als am 9. November die Mauer bereits gefallen war und DDR-Bürger schon frei in den Westen fahren konnten. Sie erfuhren teilweise erst Wochen später von den Umbrüchen in der DDR. Auch aus den übrigen über 80 Haftanstalten der DDR kamen damals nach und nach alle politischen Gefangenen frei.
Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik wurde das Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen im Oktober 1990 geschlossen. Ehemalige Häftlinge setzten sich dafür ein, an diesem Ort eine Gedenkstätte zu schaffen. Die weitläufige Haftanstalt wurde 1992 unter Denkmalschutz gestellt und zwei Jahre später zur Gedenkstätte erklärt. Seit Juli 2000 ist sie eine selbstständige Stiftung öffentlichen Rechts. Deren gesetzliche Aufgabe ist es, die Geschichte der Haftanstalt Hohenschönhausen in den Jahren 1945 bis 1989 zu erforschen, durch Ausstellungen, Veranstaltungen und Publikationen zu informieren und zur Auseinandersetzung mit den Formen und Folgen politischer Verfolgung und Unterdrückung in der kommunistischen Diktatur anzuregen. Am Beispiel dieses Gefängnisses soll sie zugleich über das System politischer Justiz informieren.
Da große Teile der Gebäude und der Einrichtung fast unversehrt erhalten geblieben sind, vermittelt die Gedenkstätte ein sehr authentisches Bild des Haftregimes in der DDR. Wegen ihrer geographischen Lage in der Bundeshauptstadt gilt sie als einer der wichtigsten Erinnerungsorte für die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft in Deutschland. 2008 haben knapp 250.000 Menschen das einstige Stasi-Gefängnis besucht, darunter nahezu die Hälfte Schüler. Tendenz steigend. In der Regel führen ehemalige Häftlinge durch das Gelände.