Berlin – eine grüne Waldmetropole? Diese Aussage führt nicht selten außerhalb der deutschen Hauptstadt zu Erstaunen. Während die alteingesessenen Berliner die Waldlandschaft als selbstverständlichen Bestandteil ihrer Heimatstadt ansehen, sind Besucher und Neuankömmlinge von dem vielen Grün überrascht.
Spazierengehen, frische Luft atmen, Sport treiben, dem Hund den Auslauf gönnen, oder einfach einmal Ruhe verspüren und sich entspannen – all dies steht für Lebensqualität. Wer glaubt, dass diese Genüsse nur auf dem Land erlebt werden können, hat eine der vielen Facetten Berlins übersehen. Die Stadt verfügt über einen Waldbestand, der für eine Großstadt ungewöhnlich ist und inzwischen auf eine 100-jährige Geschichte zurückblickt.
Doch wie kam Berlin zu seinem großen Forst?
Bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts war Berlin eine Kleinstadt. Durch die Industrialisierung wuchs es mehr und mehr und dehnte sich stetig in das Umland aus. Holz als Rohstoff wurde in allen Bereichen des Lebens benötigt: Holz war Baustoff für die Errichtung von Gebäuden, Holz war Werkstoff für die Herstellung von vielen Gegenständen und Holz war Brennstoff.
Somit führten die Industrialisierung, die veränderten Lebensverhältnisse und die expandierende Stadtentwicklung zu einer rasanten Vernichtung des Waldes. Gleichzeitig begann die Gemeinde große Waldflächen anzukaufen. So gelangte auch der bekannte Grunewald in städtischen Besitz. Schon früh zeigten die Berliner ihre starke Verbundenheit mit dem Wald. Sie stellten vehement die Forderung nach einem nachhaltigen Schutz und einer gezielten Pflege der Grünräume Berlins.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, gründete Berlin eine eigene städtische Forstverwaltung. Die Pflege und Bewirtschaftung der Wälder konnte fortan mit eigenem Fachpersonal gesichert werden. Die Geschichte der mittlerweile 100- jährigen Berliner Forsten fand ihren Anfang. Es konnten weitere landschaftlich schöne Waldgebiete aufgekauft und den „pflastermüden“ Bewohnern Berlins zum Spazierengehen und Entspannen zugänglich gemacht werden.
Die Epoche des aufblühenden Waldes nahm in der Zeit des Nationalsozialismus sein jähes Ende. Vor und während des 2. Weltkrieges kam es zu umfangreichen Fällaktionen, die schädliche Folgen für den Wald mit sich brachten. Und auch nach dem Krieg griffen die Berliner in ihrer Verzweiflung auf alle verfügbaren Ressourcen des Waldes zurück, um die Versorgungsprobleme zu lindern.