Die Humboldt-Universität zu Berlin wird zweihundert Jahre. Anlässlich unseres Geburtstags öffnen wir die Türen, um 15 Monate lang zu feiern, zu diskutieren und über die zukünftige Entwicklung unserer Universität nachzudenken. Dabei nehmen wir den Geburtstag auch zum Anlass, um über hochschulpolitische und wissenschaftliche Themen zu informieren, aber auch kritisch zu diskutieren, Lösungsansätze für große gesellschaftliche Probleme wie den Klimawandel vorzustellen und um so zu demonstrieren, welche Vielfalt und welches Wissen in dieser traditionsreichen Universität stecken. Aus den unterschiedlichsten Bereichen gibt es über 150 verschiedene Veranstaltungen: spannende Ausstellungen, zukunftsweisende Konferenzen, klassische Konzerte und vieles mehr. So gehen wir beispielsweise mit unseren Vorlesungen und anderen Präsentationen auf die großen Plätze der Stadt und laden die Berlinerinnen und Berliner, aber auch die vielen auswärtigen Gäste ein. Und wir feiern im
zwanzigsten Jahr der deutschen Einheit auch die erfolgreiche, nahezu komplette Erneuerung der größten ostdeutschen Universität.
Die Humboldt-Universität zu Berlin ist die älteste der Berliner Hochschulen und eine der führenden Forschungseinrichtungen dieses Landes. Ihr Weg ins 21. Jahrhundert war dabei durchaus steinig. Wie wenige andere Universitäten ist unsere Universität von den Umbrüchen und Verwerfungen der sehr wechselvollen Geschichte Berlins, Deutschlands und Europas betroffen worden; sie hat dabei schwere Schuld auf sich geladen. Nachdem es schon vorher für jüdische Wissenschaftler schwer war, an der Universität ihrer Begabung entsprechend behandelt zu werden, wurden seit 1933 die jüdischen Professoren und Studierenden unserer Universität vertrieben, ins Exil gezwungen und ermordet. Dies alles kam nicht über die Universität, sondern wurde mit ihrer Zustimmung und Beteiligung durchgeführt: Die berüchtigte Bücherverbrennung des Jahres 1934 stand beispielsweise im Zusammenhang einer Antrittsvorlesung eines braunen Pädagogen. Mit den Menschen wurde die Vision einer Humboldtschen
Universität aus Berlin vertrieben und so gibt es heutigentags viele legitime Erben der einstigen Friedrich-Wilhelms-Universität. Damit meine ich nicht nur die vielen Universitäten, die im neunzehnten Jahrhundert nach dem Berliner Modell gegründet wurden, sondern auch alle die Universitäten, die nach 1933 vertriebene Berliner Gelehrte aufgenommen haben, beispielsweise die Hebräische Universität in Jerusalem, mit der wir heute enge Beziehungen pflegen.