Seit 1969 lädt der Regierende Bürgermeister von Berlin Menschen ein, die aus ihrer Heimatstadt Berlin in der Zeit des Nationalsozialismus fliehen mussten. Dieses sogenannte Emigrantenprogramm wurde vom damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Schütz ins Leben gerufen. Ein riesiges Projekt – und vor allem ein Projekt, das von Erfolg gekrönt ist. Mehr als 35.000 Menschen kamen seit 1969 auf diesem Weg zu Besuch in ihre Heimatstadt. Um über das Besuchsprogramm zu informieren, erscheint seit März 1979 die Zeitschrift aktuell . In der ersten Ausgabe ist zu lesen: „Er war der erste: Robert Rosen, 45 Jahre alt, Ingenieur aus Toronto in Kanada. Knapp acht Wochen nach dem Beschluss des Berliner Senats, ehemalige jüdische Mitbürger nach Berlin einzuladen, traf er an der Spree ein.“ In einem Leserbrief, der in der ersten Ausgabe abgedruckt ist, schreibt ein Herr: „Ich gestatte mir, Sie hierdurch zu dieser schönen Idee zu
beglückwünschen und Ihnen zu sagen, daß ich Ihrem Wunsch jederzeit gern Folge leisten würde, ganz egal, ob ´uffjefordert oder injeladen`.“
Nun kam die vorerst letzte Gruppe. 82 Menschen, die aus den USA, Kanada, Israel, England, Frankreich, Australien, Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile und Südafrika angereist sind, verlebten im Juni 2010 eine Woche in Berlin. Viele kamen das erste Mal nach über 70 Jahren in ihre Geburtsstadt. Die ehemaligen Berlinerinnen und Berliner begaben sich auf keine einfache Reise. Die vielen Berührungspunkte mit der Vergangenheit wühlten auf und mussten erst einmal verarbeitet werden. Es ist ein Besuch, der versöhnen soll. Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin, sagte zu den Gästen: „Wir wissen, dass es sehr emotionale Tage sind. Wir wollen erinnern, wir wollen nicht vergessen.“