Ich hatte häufig überraschende Begegnungen mit Tieren während meiner Zeit in Berlin. Begegnungen, die in Städten wie Peking unmöglich sind. Man sieht in Berlin zum Beispiel häufig Straßenschilder am Straßenrand, die ein springendes Reh zeigen. Ein Berliner Freund erklärte mir, dass damit Autofahrer gewarnt werden sollen, dass – Achtung! – Tiere die Straße kreuzen könnten.
Als ich einmal auf dem Weg in einen Berliner Vorort war, standen dort tatsächlich drei Rehe am Straßenrand. Ganz nah am Auto verharrten sie, bevor sie dann doch wegliefen. Später überraschten mich die Berliner Rehe nicht mehr, genauso wenig wie die Wildschweinfamilien, obwohl Leute wie ich, die aus Megastädten kommen, so etwas eigentlich nur in einem Zoo für möglich halten würden und nicht auf den Straßen der Pendler nach Berlin. Ich finde es aber heute immer noch spaßig, daran zu denken, wie einmal ein Eichhörnchen und sogar ein Fuchs vor meinem Fahrrad über den Weg sprangen.
Oder an den Ausflug mit Gunter. Der Berliner und erfahrene Segler verringerte das Tempo seines Bootes, als er in eine kleine Bucht am Wannsee einbog. Auf ein Schild am Ufer zeigend, erklärte er mir, dass wir hier keinen Lärm machen dürften und keine Wellen, dass hier Wasservögel wie Schwäne, wilde Enten, Reiher oder Blesshühner brüteten.
Ein weiteres Schild hat mich auch beeindruckt: Das mit der Eule mit den großen Augen, die ich oft in kleinen Parks und sogar an Straßenecken zum Beispiel in der Nähe der Spree oder der Kanäle gesehen habe. Ich habe mich über die genaue Bedeutung nicht erkundigt, aber ich glaube, die Eule will sagen: „Hi, ihr lieben Leute, ihr betretet hier die Heimat der Tiere. Bitte nehmt Rücksicht und stört uns nicht.“ Das sollten auch andere Städte einführen. Eulen können schließlich nicht selbst ihr Revier beschützen und Schilder aufstellen, deshalb hilft ihnen die Stadt Berlin.
Berlin hat einen Tiergarten, aber eigentlich ist ganz Berlin ein Tiergarten. Ich sagte das zu Fritz, einem Berliner Architekten beim Brunch an einem Sonntagmorgen. Erst lächelte er nur. Und dann erzählte Fritz, dass er beim Aufwachen nicht nur Vögel zwitschern, sondern manchmal auch einen Esel schreien hört. Von diesem lustigen Geräusch geweckt zu werden, statt durch einen Wecker – das lasse ihn sogar im Traum noch lächeln.