Die alten Lüster hängen noch unter der Decke. Aber sie blicken in einen Saal, in dem nichts mehr so ist wie vorher. Nackte, ihrer Stuhlreihen beraubte Treppen verschwinden unter Staub. Ein riesiges Loch klafft dort, wo einst der Orchestergraben war. Die Proszeniumsdecke ist aufgerissen. Irgendwo kreischt eine gewaltige Säge, ein Laser misst die Höhe einer Mauer und piepst dabei so laut, dass es in den Ohren wehtut. So hört es sich an, wenn ein Theater nach Jahren des künstlerischen Dornröschenschlafs wieder ins Leben zurückgeholt wird.
Seit Januar sind bis zu 40 Bauarbeiter damit beschäftigt, das 1993 geschlossene Schiller-Theater für 23 Millionen Euro so umzubauen, dass ab Herbst 2010 die Staatsoper für drei Jahre dort Quartier nehmen kann, während ihr Stammhaus Unter den Linden saniert wird. Ein Opernbetrieb stellt andere Anforderungen als ein Sprechtheater, bei dem fünf oder sechs Schauspieler auf der Bühne stehen. Allein der Opernchor hat schon 80 Mitglieder, von den 120 Musikern der Staatskapelle ganz zu schweigen. Die brauchen Platz. Und so wird der Orchestergraben erweitert – auf Kosten des Zuschauerraumes, dem die ersten sechs Reihen fehlen werden. Statt 1203 Plätzen wird es nur noch 974 geben.
Eine der wichtigsten Fragen: Wie wird es klingen? „Wir nehmen alles heraus, was den Klang absorbiert“, erklärt der Architekt und Generalplaner Andreas Zerr. Die Farbe der in den 80er Jahren schwarz gestrichenen Wände wird entfernt, so dass das darunter liegende Ahornholz wieder sichtbar wird. Erreicht werden soll damit ein längerer Nachhall als die bisherigen 0,9 Sekunden. Fürs Sprechtheater sind die gerade richtig, bei einem Orchester aber bleibt der Klang stecken.