Zur selben Zeit wie die soziale Arbeit entwickelte sich auch die Soziologie als eine eigenständige Wissenschaft. Aus unterschiedlichen Perspektiven setzten sich Sozialarbeiterinnen und Soziologen mit der Frage auseinander „Wie ist Gesellschaft möglich?“. Dabei mussten die theoretischen Grundlagen ebenso erarbeitet werden wie die praktischen.
Die Ausbildung war nicht nur auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt, sie basierte auch auf einer internationalen Orientierung. Die moderne soziale Arbeit hatte sich in einem internationalen Zusammenhang entwickelt, der durch die internationalen Organisationen der Frauenbewegung, durch internationale Kongresse zu Arbeiterschutz und Armenpflege, durch die Weltausstellungen sowie durch individuelle Studienreisen und -aufenthalte vermittelt wurde.
Ein Großteil der Dozentinnen und Dozenten und der Schülerinnen dieser ältesten interkonfessionellen Schule war aus dem jüdischen Bürgertum gekommen und sie hatten die Schule mitgeprägt. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten blieb die »Soziale Frauenschule« zwar erhalten, doch wurden bis 1934 mehr als die Hälfte aller Lehrkräfte entlassen, darunter alle Jüdinnen, und im Frühjahr 1934 war keine jüdische Schülerin mehr auf der Schule. Alice Salomon durfte die Schule nicht mehr betreten. Sie wurde 1937 von der Gestapo zur Emigration gezwungen, ihr „Vermögen“ wurde beschlagnahmt und sie wurde 1939 ausgebürgert. Die Ausbildung wurde neu orientiert nach den nationalsozialistischen Vorstellungen von »Volkspflege« und »Volkserziehung«, die von der Politik der „Rassenpflege“ und der Unterscheidung zwischen „lebenswertem und lebensunwertem Leben“ nicht getrennt werden konnte. Die Schule wurde in »Schule für Volkspflege« umbenannt.
Nach 1945 öffnete sich die Schule zunächst zögernd dem demokratischen Ansatz sozialer Arbeit, wie er mit dem Reeducation Programm der US-Militärregierung vertreten wurde. Jetzt wurden auch männliche Studierende zugelassen. 1954 nahm die Schule den Namen Alice Salomons an, den sie schon einmal 1932 – jedoch nur für wenige Monate – getragen hatte. Zusammen mit anderen Institutionen privater und staatlicher Ausbildung in der Sozialarbeit wurde sie schließlich 1971 als Fachhochschule neu konstituiert und bekam den Status einer akademischen Ausbildungsstätte „Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik“.
Seit 1991 trägt die Fachhochschule erneut den Namen Alice Salomons und ist zu einer der größten sozialpädagogischen Ausbildungsstätten in Deutschland geworden.