Germany Close Up wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert. Die Mittel stammen aus dem Sondervermögen des European Recovery Program (ERP). Die Organisation hat die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum übernommen. Schon jetzt gibt es zahlreiche Unterstützer in Deutschland wie in den USA. Im April 2008, bei der feierlichen Eröffnung in Berlin, hielt unter anderem die Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, ein Grußwort. In den USA treten verschiedene angesehene jüdische Institutionen als Partner auf. aktuell begleitet eine Gruppe junger Studierender des Hebrew Union College, eines der ältesten Rabbinerseminare des Reformjudentums, zu einem Gespräch mit der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus. Aycan Demirel, der die Initiative vor circa vier Jahren mitbegründete, erklärt den Studierenden seine Arbeit, die mehr eine Lebenseinstellung ist. „Ich
lebe seit 18 Jahren hier in Kreuzberg und wollte nicht hinnehmen, dass die Menschen diskriminiert werden, weil sie Juden sind“, beschreibt Demirel seinen persönlichen Anstoß.
Die Gruppe ist aufmerksam, interessiert, stellt viele Nachfragen. Wofür steht die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus, wollen die Zuhörer wissen. Antwort: „Für den interkulturellen Dialog, Vielfalt und Toleranz“. Welche konkreten Projekte hat die Initiative, um dem hohen Anspruch gerecht zu werden? „Prävention setzt bei uns an sehr unterschiedlichen Stellen an.“ Demirel nennt die Bildungsreise nach Israel, die wie Germany Close Up dazu beitragen soll, zu sensibilisieren und Vorurteile abzubauen. Einen großen Teil der Arbeit nehme auch die Entwicklung von Unterrichtsmodulen zu den Themen Islamismus, Nahostkonflikt sowie die Vermittlung der deutsch-jüdischen Geschichte, insbesondere die der Shoah mit einem lokalen Schwerpunkt, ein.
Gegen Ende des Besuches wird es noch einmal anschaulich. Die Initiative präsentiert den Zuhörern ein Rollenspiel, das für Jugendgruppen in der offenen Jugendarbeit konzipiert wurde. Neue Sichtweisen durch die Einnahme von unterschiedlichen Identitäten sollen den Jugendlichen die Augen öffnen für das jeweils andere.
Die eineinhalb Stunden sind längst um. Die Studierenden des Hebrew Union College touren bereits seit zehn Tagen durch die deutsche Hauptstadt. Ein Gefühl dafür, was typisch deutsch ist, haben sie bereits: Der Zeitplan müsse eingehalten werden. Am Nachmittag dieses 30. Mai 2008 geht es für die jungen Amerikaner noch auf eine Kreuzberg walking tour, also durch jenen Bezirk Berlins, wo sich das eben noch Diskutierte alltäglich widerspiegelt.
Szenenwechsel: Die junge Lehrerin Yona Shem-Tov zitiert während ihrer Eröffnungsrede in New York den bekannten israelischen Schriftsteller Amos Oz, der in einem Essay über die deutsch-israelischen Beziehungen von Phantomschmerzen der Deutschen durch den Verlust der jüdischen Gemeinde sprach, die auch die Israelis wegen des Fehlens der deutschen Kultur zu beklagen hätten. Yona konnte diese Phantomschmerzen während ihres Besuches in Berlin spüren, in der Synagoge, in der Nachbarschaft und auf den Straßen. Sie spricht von der reichen und sehr langen Geschichte der jüdischen Gemeinde in Deutschland, von bedeutenden Persönlichkeiten wie Leo Baeck, Albert Einstein und Moses Mendelssohn und kommt zu dem Schluss, dass das Miteinander nach diesem großen Zivilisationsbruch wieder in den Vordergrund rücken sollte.