Telefonzellen gab es zuerst in Berlin, und bei ihrer Einführung (1881) durch den die deutsche Sprache liebenden Generalpostmeister Heinrich Stephan hießen sie „Fernsprechkioske“ – Türkisch war ihm offenbar lieber als Latein. Sie traten bald den Weg aus dem Postamt ins Freie an, boten Schutz vor Wind, Regen und Zuhörern, nahmen Geldstücke an; man musste nicht mehr mittels einer Kurbel die Aufmerksamkeit des „Fräuleins vom Amt“ erregen.
Für alle, die unterwegs sind, bedeuten die Telefonzellen, etwa auf Bahnhöfen und Flughäfen, bis zum heutigen Tage eine große Hilfe. Nicht immer funktioniert unser Handy dort, wo wir ankommen. Die geschlossene Zelle mit Glaswänden ist eine sinnvolle Einrichtung, auch wenn sie manchem zu eng erscheint, hin und wieder schlecht riecht und auch wenn sie die Vandalen zu nächtlichen Taten animiert. Die Post und dann die Telekom versuchten es mit offenen Zellen, die nur noch Dächer waren (das war immerhin im Interesse der Rollstuhlfahrer) und schließlich mit „Basistelefonen“, die keinerlei Schutz mehr boten, dafür aber als unzerstörbar galten (Irrtum). Die Umfärbung der Zelle vom gut sichtbaren Postgelb zu Grau und Magenta war bereits ein Schritt zu ihrer Abschaffung, denn im heutigen Stadtbild kam das einer Tarnfarbe gleich – man sah sie fortan seltener. Und ich denke, dass nur der Designer wirklich glücklich war.
Vermutlich werden wir der Zelle als Filmrequisit, als Rettung und Rettungs-Erschwerung in unzähligen Geschichten, mehr nachtrauern als der Zelle vor der Haustür. Unvergessen die Fernsprechteilnehmerin Tippi Hedren, die in einer Zelle von Alfred Hitchcocks Vögeln attackiert wird, hier ist diese ganz buchstäblich Rettung. Hitchcock verriet François Truffaut in ihrem berühmten Gespräch seinen Wunsch, einmal einen Film zu drehen, der ausschließlich in einer Zelle spielte. Später gab es so einen Film, aber gedreht von Joel Schumacher: „Nicht auflegen!“ Da drohte der Gesprächspartner den Mann in der Zelle zu erschießen, wenn er auflegte oder die Zelle verließe. In der Wirklichkeit sind Leute wohl eher deshalb erschossen worden, weil sie zu spät auflegten. Und damit sind wir abermals im Film: Jedes Kind weiß, was ein an der Schnur hin- und herbaumelnder Hörer bedeutet, die Kamera kann uns den Schwenk zum Boden ersparen.