Das Charlottenburger Tor erstrahlt wieder in neuem Glanz. Nachdem es seit August 2004 durch die Stiftung Denkmalschutz Berlin restauriert und saniert wurde, übergab die Stiftung das Tor wieder dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Kosten von rund 1,8 Millionen Euro übernahm die Elektronikfirma Samsung, die dafür mit zwei 3.500 Quadratmeter großen Werbeplanen am Baugerüst für sich werben durfte.
In zwei Kellerräumen, die bei der Restaurierung entdeckt wurden, betreibt der 2005 gegründete Freundeskreis Charlottenburger Tor ein Museum. Jeden Samstag von 12.00 bis 15.00 Uhr lädt es zum Besuch ein. 21 Schautafeln informieren über die Geschichte des Tores, und die ist durchaus interessant: Früher befand sich an der Stelle der heutigen Charlottenburger Brücke eine hölzerne Klappbrücke über dem Landwehrkanal. Die Königliche Wasserbauverwaltung plante, diesen Engpass sowohl für den Schiffs- als auch für den Straßenverkehr durch einen Neubau zu beseitigen. Deshalb initiierte der Magistrat der Stadt Charlottenburg im Februar 1900 einen Wettbewerb, mit dem Ziel, im Zusammenhang mit dem ohnehin notwendigen Ersatz der hölzernen Brücke ein repräsentatives Bauwerk zu errichten, das der gestiegenen Bedeutung Charlottenburgs gerecht werden sollte.
Der Wettbewerb führte allerdings zu keinem befriedigenden Ergebnis, sodass man den Architekten Bernhard Schaede, der sich nicht am Wettbewerb beteiligt hatte, mit der Gestaltung der Brücke beauftragte. Die Grundsteinlegung für das Tor erfolgte am 6. Mai 1907. Schaedes Torentwurf bestand aus zwei Säulenhallen, die sich auf beiden Seiten der Straße in einem Abstand von 15 Metern gegenüberstanden. Der Bildhauer Heinrich Baucke schuf zwei etwa fünf Meter hohe Bronzestatuen des Stadtgründers Friedrich I. mit Zepter und Hermelin sowie seiner Gemahlin Sophie Charlotte mit dem Modell des Charlottenburger Schlosses, die an der Außenseite des Tores aufgestellt wurden.
1937 wurden die beiden Flügel des Tores im Zuge des Ausbaus der Ost-West-Verbindung von ursprünglich 15 Metern auf 34 Meter weiter auseinandergerückt. Bei Kämpfen um die Brücke im April und Mai 1945 wurde die Westseite des Charlottenburger Tores besonders schwer beschädigt. Die steinernen Kandelaber mussten nach Kriegsende aufgrund der starken Zerstörung ersatzlos abgetragen werden.
Bei der erneuten Restaurierung der Torflügel im Jahr 1987, anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins, wurde nach dem damaligen Stand der Technik auch der weiche Tuffstein hydrophobiert. Durch diese Maßnahme sollte das Regenwasser vom Stein abperlen, dies erwies sich aber als ungeahnte Schadensquelle, die bei der Sanierung behoben werden musste.
Zurzeit werden die beiden knapp 22 Meter hohen Kandelaber auf der anderen Seite der Charlottenburger Brücke mit den jeweils acht Bogenlampen wiederhergestellt. Die Rekonstruktion erweist sich allerdings als äußerst schwierig, denn da es keine historischen Pläne mehr gibt, bilden alte Fotos und Postkarten die Grundlage der Restaurationsarbeiten. Das ist auch der Grund, warum die Restaurierung voraussichtlich drei Jahre dauert und erst im Frühjahr 2010 abgeschlossen sein wird. Die Finanzierung der knapp zwei Millionen Euro teuren Erneuerung erfolgt wiederum durch die Vermietung der Baugerüste als Werbeflächen.
In der Zwischenzeit kann man dem Tor aufs Dach steigen. Die Mitglieder des Freundeskreises bieten nämlich Führungen auf die Plattform in 22 Meter Höhe an. Von dort oben hat man einen wunderbaren Ausblick über den Tiergarten und die Straße des 17. Juni, bis hin zum Brandenburger Tor.