Editorial

Wowereit

Berlin erlebt zurzeit eine einzigartige Aufbruchstimmung. Menschen aus aller Welt sind fasziniert von unserer Stadt, von ihrer kulturellen Vielfalt, der Lebensqualität, vor allem aber von dem einzigartigen Klima aus Freiheit, Toleranz und Lebensfreude, das hier seit dem Fall der Mauer Einzug gehalten hat.

Die weltweite Begeisterung für unsere Stadt schlägt sich auch in den Tourismuszahlen nieder. Im vergangenen Jahr konnte Berlin seine Position als beliebtestes Städte-Reise-Ziel in Europa nach London und Paris weiter festigen. Diesen schönen Erfolg haben wir auch den vielen neuen kulturellen Glanzlichtern zu verdanken.

Da ist zum Beispiel das Bode-Museum auf der Museumsinsel, das nach mehr als fünf Jahren Renovierungszeit im vergangenen Oktober feierlich wiedereröffnet wurde. Berlin ist damit um ein Juwel reicher. Denn das Bode-Museum ist nicht einfach nur ein Museum – es ist ein wahrer Kunstpalast. In erstaunlichem Einklang finden sich hier genaugenommen gleich mehrere Museen unter einem Dach: Die großartige Skulpturensammlung mit Plastiken von der Spätantike bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert, das Museum für Byzantinische Kunst, das Münzkabinett mit seinen schönsten Medaillen und Geldstücken und ausgewählte Meisterwerke aus der Gemäldegalerie. Die prachtvolle Architektur des frisch renovierten Hauses rundet das Erlebnis Bode-Museum ab.

Die gesamte Museumsinsel nimmt damit langsam Gestalt an. Alte Nationalgalerie und Bode-Museum erstrahlen bereits in neuem Glanz, die übrigen Häuser werden folgen. Durch die Neugestaltung des UNESCO-Weltkulturerbes Museumsinsel werden nicht nur die ehemals geteilten Bestände der Staatlichen Museen zu Berlin zusammengeführt und somit die letzten kulturpolitischen Folgen der deutschen Teilung beseitigt. Die deutsche Hauptstadt erhält dann auch ihr kulturelles Herzstück zurück. Auf den folgenden Seiten möchten wir Ihnen einen Eindruck vom neuen Stern an Berlins Kunsthimmel vermitteln.

Wie in früheren Heften von aktuell wollen wir Ihnen auch diesmal authentische Erinnerungsorte vorstellen. Da gibt es zum Beispiel einen Beitrag über das Haus der Wannsee-Konferenz. Im vergangenen Jahr konnten wir dort eine neue Dauerausstellung eröffnen, die sich mit der Wannsee-Konferenz und dem Völkermord an den europäischen Juden auseinandersetzt. Gedenkstätten wie diese tragen dazu bei, historisches Bewusstsein immer wieder neu zu beleben.

Ebenfalls am Wannsee befindet sich die Liebermann-Villa. Auch von diesem neuen Kleinod in der Berliner Kulturlandschaft und seiner Geschichte erzählt dieses Heft. Der große Maler Max Liebermann nutzte das prächtige Anwesen einst als Sommerresidenz. Der größte Teil seines Spätwerks entstand hier. Und doch ist die Liebermann-Villa nicht nur Kulturdenkmal. Hier begegnet einem auch die deutsche Zeitgeschichte. Max Liebermann war ein herausragender Protagonist des reichen deutsch-jüdischen Kulturlebens in Berlin, das von den Nazis gewaltsam vernichtet wurde.

Mit aktuell laden wir Sie freilich nicht nur dazu ein, auf den Spuren der Vergangenheit zu wandeln. Es gibt auch Zukünftiges zu entdecken. Dazu gehört eine Vorschau auf die nächsten Asien-Pazifik-Wochen, die in diesem September ihr 10-jähriges Jubiläum feiern. Auch der Beitrag über die Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Los Angeles und ihren 40. Geburtstag gilt nicht nur dem Blick zurück, sondern auch den Perspektiven, die uns diese freundschaftliche Verbindung bietet.

Ich lade Sie herzlich dazu ein, gemeinsam mit unserer Zeitschrift aktuell auf Entdeckungsreise durch die deutsche Hauptstadt zu gehen. Übrigens: Im Sommer kommt – wie in aktuell schon berichtet – eine große Ausstellung mit Meisterwerken der französischen Malerei des 19. Jahrhunderts aus dem New Yorker Metropolitan Museum of Art an die Spree. Berlin ist immer eine Reise wert!


Ihr
Klaus Wowereit
Regierender Bürgermeister von Berlin