Erinnerung und Erdbeeren nach Einsteins Art

Das Kadima Restaurant serviert jüdisch-russisches Essen in der Oranienburger Straße

_von Maike Duis_

Schauspieler Jan Josef Liefers bei einer Lesung im Restaurant Kadima.

In der quirligen, kontrastreichen Oranienburger Straße gibt es zwei Orte der Ruhe. Es sind die Neue Synagoge Berlin und direkt daneben das Kadima Restaurant. Das Wort „Kadima“ stammt aus dem Hebräischen und heißt „vorwärts“. Das Restaurant befindet sich in jenem Haus, wo einst die ostjüdische Gemeinde ihren Sitz hatte. Heute lädt im Sommer ein gemütlicher Hofgarten mit 50 Sitzplätzen zum Verweilen ein. Im Restaurant gibt es 80 Sitzplätze.

Das Kadima Restaurant hat am 1. März 2006 eröffnet. Es ist das erste jüdisch-russische Restaurant in Berlin. Die Speisen sind im so genannten „Kosher Style“ zubereitet – eine Kombination aus nichtkoscherer, jüdisch-russischer und moderner israelischer Küche. Auf der Karte stehen so wohlklingende Speisen wie „Trilogie von Buchweizenblinis“, „Duett vom Milchkalb an Thymianjus mit hausgemachten Lokschen“ oder „Mohnkuchen mit souffliertem Weizen auf Zartbitter-Schokoladen-Sauce“.

Das Kadima Restaurant in der Oranienburger Straße – ein schöner Ort zum Verweilen.

Das Besondere des Restaurants sind die 25 Kaffeehaus-Tische: Mit kunstvollen Collagen unter den Glasplatten werden 25 jüdische Persönlichkeiten geehrt, darunter Billy Wilder, Marc Chagall, Levi Strauss oder Moses Mendelssohn. Prominente haben Patenschaften für diese Tische übernommen. Schauspieler Jan Josef Liefers ist zum Beispiel Tischpate für Kurt Tucholsky. Regisseur Volker Schlöndorff für Billy Wilder, mit dem er sich oft getroffen hat.

Monatlich erinnern diese Tischpaten im Kadima Salon mit Lesungen, Musik und Filmen an die jüdischen Persönlichkeiten. Im Dezember wird an den Dichter Heinrich Heine und im Januar an den Philosophen Moses Mendelssohn erinnert. Im Februar werden der Komponist Werner Richard Heymann und der Jeans-Erfinder Levi Strauss gewürdigt. Bekannte Filmmelodien wie „Ein Freund, ein guter Freund“ oder „Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder“ stammen aus der Feder von Heymann.
„Unsere Gäste sind von den Collagen und den Tischpatenschaften begeistert. Von ihnen kommen viele Vorschläge, an welche Persönlichkeiten wir ebenso erinnern sollten“, sagt Pressesprecherin Bärbel Petersen. „Wir sammeln diese Anregungen. Doch gegenwärtig sind alle Tische und Tischpatenschaften vergeben.“ Das Restaurant überrascht mit einer weiteren kreativen Idee: Die Menüs des Monats richten sich unter anderem auch nach den Lieblingsspeisen der jüdischen Persönlichkeiten. Einstein aß zum Beispiel gerne Erdbeerschnee, eine Schlagsahne mit Erdbeermark. Deshalb standen auf der Speisenkarte mehrere Variationen aus Erdbeeren.

Komponistin Fanny Hensel war eine Freundin hausgemachter Suppen. Oft ist es nicht einfach, die Lieblingsgerichte der jüdischen Persönlichkeiten herauszufinden. „Inzwischen werden wir auch von unseren Gästen unterstützt, die uns wichtige Hinweise geben,“ so Bärbel Petersen.

Mit dieser kunstvollen Tischcollage wird an Hans Rosenthal erinnert.

Die Gäste des Kadima Restaurants kommen aus aller Welt. Aber es gibt auch viele Stammgäste aus allen Teilen Berlins, die das Ambiente, das an die Kaffeehauskultur der Zwanziger Jahre erinnert, lieben und sich wohl fühlen. Zum Kaffee oder Tee werden täglich frische Torten und Kuchen aus der eigenen Patisserie angeboten. Den Gästen gefällt die Kombination aus Kultur und Kulinarischem. Die Mitarbeiter des Restaurants schwärmen noch heute vom vergangenen Silvesterabend. „Wir hatten Gäste aus sechs Nationen und für den musikalischen Zwischengang die hervorragende Sängerin Ofri mit ihrem Mann. Ein wunderbarer Jahresausklang“, so Petersen.

Geschäftsführer des Kadima Restaurants ist Lary Gelerman. Mit dem Restaurant will er das Viertel rund um die Neue Synagoge und seine Geschichte wieder beleben. Ein Anziehungspunkt ist das Kadima Restaurant allemal: Es hat etliche Preise gewonnen und ist eines der angesagtesten Abendlokale in Berlin-Mitte.


KADIMA Restaurant
Oranienburger Straße 28
10117 Berlin-Mitte
Tel.: 49 30 27594251
Fax: 49 30 27594253
www.kadima-restaurant.com

Die Autorin studiert Öffentliche Verwaltungswirtschaft an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege Berlin und absolvierte ein Praktikum in der Redaktion von _aktuell_ .