Dass die Hauptstadt beliebter Schauplatz von Spielfilmen ist, hat eine lange Tradition. „Der schäbigste Berliner Straßenwinkel (im Film) regt meine Fantasie mehr an als das kostspielige Pappdeckel-Indien“, schrieb der Kritiker Alfred Polgar bereits 1921. Damals entstanden hier legendäre Streifen wie Friedrich Wilhelm Murnaus „Der letzte Mann“, Fritz Langs „Nibelungen“ oder Ernst Lubitschs Historienfilm „Anna Boleyn“. Dabei war Berlin nicht nur atmosphärisch reizvoller Hintergrund, oft lieferte die Stadt überhaupt erst den Stoff, aus dem die Traumstreifen gemacht sind. Ob Walter Ruttmanns „Berlin – Die Sinfonie einer Großstadt“, Gerhard Lamprechts „Emil und die Detektive“ oder Phil Jutzis „Berlin, Alexanderplatz“ – sie alle nähren sich aus dem Glanz und Elend der Metropole und schöpfen aus ihr unvergessliche Bilder. Später setzt sich das mit Produktionen wie Billy Wilders „Eins, zwei, drei“, Wim Wenders „Himmel über
Berlin“, Heiner Carows „Legende von Paul und Paula“, Ulrich Edels „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ oder auch den „Comedian Harmonists“ von Joseph Vilsmaier fort.
Doch die deutsche Hauptstadt ist nicht nur filmreif, sondern auch ein professioneller Produktionsstandort. Um die 800 Produktionsfirmen, etwa 50 Studios und fünfzehn Synchronisationsfirmen sind hier ansässig. Neben der Media City in Adlershof wird vor allem in Babelsberg südlich von Berlin gedreht, wo die bald hundert Jahre alten UFA- und späteren DEFA-Studios stehen. Ihre Geburtsstunde schlug 1911, als der Kameramann Guido Seeber für die Deutsche Bioscop Filmgesellschaft nahe der Wohnsiedlung Neubabelsberg ein baufälliges Fabrikgelände erwarb. Die ersten Dreharbeiten begannen schon ein Jahr später, als Regisseur Urban Gad mit Asta Nielsen „Der Totentanz“ filmte. In nur wenigen Jahren entwickelte sich Babelsberg zum führenden europäischen Filmzentrum. Als die Universum Film-AG, kurz UFA, 1924 das Areal übernahm, baute sie unter anderem die 123 Meter lange und 56 Meter breite Marlene-Dietrich-Halle, die noch heute zu den größten Studios des Kontinents gehört.
Friedrich Murnau, Ernst Lubitsch und viele andere arbeiteten hier. Höhepunkt war 1927 Fritz Langs „Metropolis“ mit mehr als 30.000 Darstellern. Danach standen hier Greta Garbo, Heinz Rühmann, Lilian Harvey und Willy Fritsch vor der Kamera. Und natürlich Marlene Dietrich, die mit Josef von Sternbergs „Der blaue Engel“ 1930 ihren Durchbruch erlebte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verarmte die deutsche Filmlandschaft zusehends, da viele kreative Filmschaffende jüdischen Glaubens waren und emigrieren mussten.