Die Potsdamer Straße ist die berlinischste der Stadt – das behaupten zumindest die beiden Autoren, die ein Buch über sie geschrieben haben. Zweifelsohne spiegelt sich in ihrer 200-jährigen Geschichte die Geschichte ganz Berlins. Was mit einem Küchengarten zu Zeiten des Großen Kurfürsten begann, entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einem Ort der Wissenschaft und der Kultur, zu einem Ort der künstlerischen Neuerungen und Emanzipationsbewegungen. Adalbert von Chamisso arbeitete in der Potsdamer Straße, Menzel und Fontane lebten für ein paar Jahre hier. Genauso wie Hedwig Dohm und später Lina Morgenstern, beides bedeutende Frauenrechtlerinnen. 1910 wurde der „Sportpalast“ eröffnet. 1913 veranstaltete Herwarth Walden den „Ersten Deutschen Herbstsalon“ internationaler moderner Kunst und 1923 kam aus dem „Vox-Haus“ die erste allgemeine Rundfunksendung.
Doch schon in den 20er Jahren begann der langsame Niedergang des Nacht- und Kulturlebens. Zahlreiche NS-Organisationen siedelten sich in der Gegend um die Potsdamer Straße an, 1926 übernahm Goebbels im Haus Nr. 35 die Leitung des NSDAP-Gaus Berlin-Brandenburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg florierten Schwarzmarkt und Prostitution, bis in die 80er Jahre hinein beherrschten das Rotlichtmilieu und die Drogenszene die Potsdamer Straße. Heute versucht sie wieder an glanzvollere Zeiten anzuknüpfen. Kulturinstitutionen und Medienfirmen haben die traditionsreiche Straße als Standort gewählt.
In einer Mischung aus Stadtführer, Geschichtsbuch und Reportageband – ausgestattet mit vielen Fotos – stellen die Autoren die Geschichte der Straße mit all ihren Widersprüchlichkeiten, mit ihren Höhen und Tiefen vor.