Sein Großvater Karl Wolffsohn hatte Ende der 1920er Jahre sein Herz hier am Gesundbrunnen verloren – an das Lichtburg-Kino. „Er war ein Pionier der Filmwirtschaft, die Filmpublizistik war seine Erfindung“, erklärt Enkel Michael. 2000 Besucher fanden in der Lichtburg Platz, neben dem Kino gab es Tanzsäle, Gastronomie-Betriebe und Geschäfte. Für die Lichtburg galt ebenso wie für die Gartenstadt: Gute Qualität zu erschwinglichen Preisen für den „kleinen Mann“. Mit Karl Wolffsohns Engagement in der Lichtburg sollte nach dem Willen der Nationalsozialisten jedoch 1936 Schluss sein: Ihm wurde angekündigt, dass sein Pachtvertrag nicht verlängert werde. „Mein Großvater war vernarrt in die Lichtburg. Und so beschloss er, die Nazis auszutricksen, indem er die gesamte Gartenstadt Atlantic AG, zu der auch die Lichtburg gehörte, kaufte.“ Damals war es Juden schon verboten, deutschen Grundbesitz zu erwerben. Wolffsohns Kauf flog wenig später auf, die NS-Behörden
verlangten die „Arisierung“. „Großvater war ein Mensch, der sich zur Wehr setzte, wenn ihm Unrecht angetan wurde“, sagt Michael Wolffsohn. „Ein Großteil seines Besitzes war bereits arisiert worden. Er war der Meinung, es sei genug und weigerte sich.“
Daraufhin kam Karl Wolffsohn im August 1938 in Schutzhaft der Gestapo, unter Zwang entschied er schließlich, der „Arisierung“ zuzustimmen. Gemeinsam mit seiner Familie verließ er Berlin. Nicht jedoch, ohne nochmals einen Versuch zu unternehmen, den Nazis ein Schnippchen zu schlagen: Die Aktien der Gartenstadt AG verteilte Wolffsohn kostenlos an Freunde. Verbunden mit dem Versprechen, sie nach Ende des Nazi-Regimes zurück zu bekommen. Als Karl Wolffsohn 1949 nach Berlin zurückkehrte, hielt jedoch nur einer der Freunde Wort. Wolffsohn starb am 6. Dezember 1957 und erlebte nicht mehr, dass die Aktien 1962, nach Jahren erbitterter Auseinandersetzungen, wieder in den Besitz der Wolffsohns über-gingen. Die Lichtburg, die mittlerweile „Corso Theater“ hieß, bekam die Familie jedoch nicht zurück. Das Gebäude wurde, nachdem es zwischenzeitlich als Lagerhalle gedient hatte, 1970 abgerissen.