In der Häuserzeile an der Schönhauser Allee, zwischen Senefelderplatz und Wörther Straße, liegt eine grüne Oase – der zweitälteste jüdische Friedhof von Berlin, der wie kein anderer Ort Zeugnis ablegt von den radikalen Wandlungen des Judentums im 19. Jahrhundert, vom Aufbruch aus dem Ghetto und der Hoffnung auf Anerkennung. Er zeugt aber auch davon, wie trügerisch und kurzlebig diese Hoffnung war: Nur wenige Jahrzehnte nach seiner Schließung wurden Juden in dieser Stadt, in diesem Land entrechtet, verfolgt, vertrieben und ermordet. Und auch dieses „Haus der Ewigkeit“ fiel der Schändung und Verwüstung anheim.
Seit 1990 fanden umfangreiche Restaurierungsarbeiten statt. Umgestürzte Grabmale wurden aufgerichtet, Wege geebnet und Wildwuchs entfernt. Am 10. Juni 2005 eröffnete Albert Meyer, der damalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, das Lapidarium (Haus der Steine), in dem 64 Grabmale, deren ursprünglicher Standort nicht mehr ermittelt werden konnte, einen würdigen Ort der Bewahrung fanden. „Uns störte schon lange, dass unzählige Grabsteine aus ihren Verankerungen gerissen waren und verstreut umherlagen. Denn gemäß dem Gesetz der ewigen Ruhe dürfen Grabsteine nicht entfernt werden“, erläuterte Andreas Nachama, Initiator der Sanierungsmaßnahmen, die Beweggründe für das Projekt. „Zunächst planten wir am Eingang des Friedhofes einen gepflasterten Platz, doch dann fanden sich die Fundamente des alten Friedhofsgebäudes und so entstand die Idee des Lapidariums.“