Geschichte und Gegenwart des deutschen Fernsehens

_von Peter Paul Kubitz
Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Programmdirektor Fernsehen_

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Kunst im Fernsehmuseum: Eine Videoinstallation.

Seit einem halben Jahrhundert – die Versuchsprogramme Ende der 20er Jahre und die Kriegs- und Propaganda-Experimente der Nazis nicht mitgerechnet – gibt es nun das deutsche Fernsehen. Seine Archive sind randvoll mit bewegten Bildern, und diese Bilderfülle wächst. Von Tag zu Tag. Ins Unermessliche. Ins Unüberschaubare.

Wie kein anderes Medium produzierte und produziert das Fernsehen dabei Bilder jeder Art: kunstvolle und belanglose, unterhaltende und politische; Bilder über den Alltag und die Lebensgewohnheiten unserer Gesellschaft; Bilder von den Träumen und Visionen, die in ihr ent- und verworfen wurden; Bilder des großen Schreckens, der Apokalypse, des Untergangs von Welten, Bilder von einem besseren Leben und Bilder für Kinderaugen und Kinderseelen: Bilder, die man nicht vergisst.

Den historischen und kulturellen Wert dieses audiovisuellen Erbes im öffentlichen Bewusstsein zu verankern, ist eine der wichtigsten Aufgaben des neu geschaffenen Fernsehmuseums, das am 31. Mai 2006 in Anwesenheit des Staatsministers für Kultur und Medien, Bernd Neumann, und mit Vicco von Bülow (Loriot) als Festredner eröffnet wurde. Das Fernsehmuseum komplettiert nun das Filmhaus am Potsdamer Platz zu einem „House of Moving Images“, das es so in Europa kein weiteres Mal gibt.

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Die Mondlandung wird von der Erde gesteuert.

Damit verfügt Berlin an einem prominenten und zentralen Ort – in unmittelbarer Nachbarschaft liegen die Neue Nationalgalerie, die Philharmonie und das Holocaust-Mahnmal und in Sichtweite das Brandenburger Tor und der Reichstag – über ein lebendiges, attraktives Forum zur Geschichte und Gegenwart des deutschen Fernsehens. Hier findet das Publikum die Sternstunden des deutschen Fernsehprogramms wieder. Hier werden die unterschiedlichen Entwicklungen der Fernsehgeschichte in Ost- und West-Deutschland nachgezeichnet. Hier werden künftig aber auch, vor dem Hintergrund der Programmgeschichte, aktuelle medienpolitische Debatten geführt.

Zum Auftakt bietet die Programmgalerie, Kern des Fernsehmuseums, eine besondere Auswahl von im deutschen Fernsehprogramm (Ost und West) gezeigten Sendungen aus den letzten 53 Jahren an, Programmhöhepunkte aus jedem Genre, vom Fernsehspiel über die Sportberichterstattung und das Kinderprogramm bis hin zu den Nachrichten und der Werbung. Die Besucher können aus diesem Pro-grammangebot ihre Favoriten wählen und in voller Länge wiedersehen. Die Programmgalerie ist mit einer Datenbank verbunden, die alle verfügbaren Hintergrundinformationen zu der jeweiligen Produktion enthält: zu Regisseuren, Autoren, Schauspielern, aber auch Kritiken oder Statements von bekannten Fernsehstars.

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Unterhaltungsshow im Spiegelsaal.

In einem „Spiegelsaal“ läuft eine halbstündige Revue zur Geschichte des Unterhaltungsprogramms, ein „Zeittunnel“ präsentiert die wichtigsten technischen und politischen Stationen in der Geschichte des Mediums und versammelt gleichzeitig in Ausschnitten Live-Bilder, die um die Welt gegangen sind. Sonderflächen sind für Ausstellungen zu aktuellen Themen reserviert, im Sommer 2006 befasste sich das Museum hier natürlich mit dem zentralen sportlichen Ereignis des Jahres, dem Fußball und seiner Darstellung im Fernsehen.

Mit der Eröffnung des Fernsehmuseums hat sich die bislang eher filmhistorisch ausgerichtete Stiftung Deutsche Kinemathek, zu der das Museum gehört, einen neuen Namen gegeben. Sie firmiert nun unter „Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen“.


Deutsche Kinemathek
Museum für Film und Fernsehen
Potsdamer Str. 2
10785 Berlin
Tel.: 49 30 300903820
Fax: 49 30 30090313
www.deutsche-kinemathek.de