Das Berliner Olympiagelände ist nicht erst seit der FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Das ehemalige Reichssportfeld, das anlässlich der im Sommer 1936 veranstalteten XI. Olympischen Spiele realisiert wurde, gehört in seiner baulichen Anlage wie seinem räumlich-strukturellen Zusammenhang zu den herausragenden Geschichtsdokumenten Berlins.
Dem Architekten des umgebauten Stadions, Volkwin Marg, gelang es, erfolgreich für seine Idee zu werben, das westlich gelegene Tribünengelände mit Glockenturm als Ausstellungsort einzurichten, um dort die notwendige Aufklärung über die historische Bedeutung des Geländes zu ermöglichen. Das im Westen das Ensemble begrenzende Gebäude war bis vor kurzem nur notdürftig renoviert. Der Glockenturm wurde ausschließlich als Aussichtspunkt genutzt, die unter ihm liegende Langemarckhalle war meist unzugänglich, die Tribünen verfielen.
Für die Idee der Erhaltung, Renovierung und vor allem auch Kommentierung aller Bestandteile des Ensembles fand Volkwin Marg Verbündete: zunächst in der Bundesregierung, dann beim Land Berlin. Insgesamt 6,3 Mio. € wurden von beiden Seiten dafür zur Verfügung gestellt. Das Deutsche Historische Museum erhielt daraufhin den Auftrag, eine entsprechende Dokumentationsausstellung für diesen Ort zu konzipieren. Mit der Ausstellungsarchitektur wurde das Büro Gerkan, Marg und Partner beauftragt, die Sanierung des Gebäudes an Winfried Brenne Architekten übertragen.
Im Juni 2004 waren die ersten konzeptionellen Grundzüge der jetzt realisierten Ausstellung „Geschichtsort Olympiagelände 1909–1936–2006“ festgelegt. Untergebracht in den Räumen des Tribünengeländes am Maifeld, bietet sie einen zentralen Ort der Aufklärung über das gesamte Gelände und seine Geschichte. Den Besuchern des Glockenturms, der wegen seines grandiosen Ausblicks über die Stadt sehr beliebt ist, wie auch dem historisch interessierten Publikum erschließt sie alle Aspekte der Geschichte des Olympiageländes.
Erstmals wird auch die unter dem Glockenturm gelegene Langemarckhalle – das erste nationalsozialistische Kriegerdenkmal in Berlin – historisch dokumentiert.
Die Gegebenheiten des Ortes sind in doppelter Hinsicht maßgebend für die Ausstellungskonzeption: Einerseits handelt es sich um eine vom historischen Ort ausgehende, ihn kommentierende und erschließende Dokumentation, andererseits um eine zwar dauerhafte, aber nicht in einem üblichen Ausstellungsbau einzubringende Präsentation. Die Strukturen der vorhandenen Architektur, die ursprünglich für ganz andere – nichtmuseale – Zwecke gedacht waren, bleiben in der Dokumentation teilweise als sichtbares Element erhalten. Entstanden ist daher eine Dauerausstellung, die nur saisonal (April–Oktober) zugänglich ist, da die baulichen Voraussetzungen ein permanentes stabiles Klima für eine ganzjährige Öffnung ausschlossen.