Zukunft und Vergangenheit – in Berlin berühren sie sich. Nach dem Holocaust und dem Zweiten Weltkrieg, nach Teilung und Mauer, brach mit der Wiedervereinigung eine neue, glückliche Ära für Berlin an. Weltoffenheit und kulturelle Vielfalt sind Markenzeichen dieser neuen Zeit, die sich freilich auch dem offenen Umgang mit der eigenen Geschichte verdanken. Viele authentische Erinnerungsorte in der Stadt beleuchten unterschiedliche Kapitel der Geschichte – immer wie der haben wir Sie in aktuell über neue Projekte informiert.
In diesem Jahr gab es weitere Highlights: Im Juni habe ich gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel die große Dauerausstellung „Deutsche Geschichte in Bildern und Zeugnissen“ im Deutschen Historischen Museum Unter den Linden eingeweiht. Die Schau wartet auf 7.500 Quadratmetern mit einzigartigen Exponaten aus 2000 Jahren deutscher Geschichte auf.
Mit dieser neuen Dauerausstellung knüpft das ehemalige Berliner Zeughaus einmal mehr an seine traditionelle Nutzung an. Seit dem 19. Jahrhundert war der Schlüterbau Ort historischer Ausstellungen, jetzt gedenkt das freiheitlich demokratische Deutschland im Herzen der Hauptstadt seiner wechselvollen Geschichte.
Längst überfällig war die museale Zurüstung des Olympiageländes. Wo die Nazis 1936 die Welt mit der Ausrichtung der Olympischen Spiele blendeten, leistet eine neue Dauerausstellung im Tribünengebäude unter dem Glockenturm Aufklärung. Hier wird die Baugeschichte ebenso dokumentiert, wie die massen- und medienwirksame Inszenierung durch die nationalsozialistische Propaganda 1936 und die Nutzung des Olympiageländes bis heute.
Geschichte, Gegenwart und Zukunft verbinden sich auch in der Gartenstadt Atlantic im Wedding. Mitte der zwanziger Jahre gestaltete der junge Architekt Rudolf Fränkel eine atemberaubende Utopie eines sozialen Wohnungsbaus, die mit ihren Grünflächen und dem Kulturzentrum „Lichtburg“ geradezu revolutionär war und mit dazu beitrug, dass Berlin damals zur Hauptstadt der architektonischen Avantgarde wurde.
Jäh brach Rudolf Fränkels Berliner Karriere ab, als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Er musste fliehen und kam schließlich nach Amerika, wo ihm ebenfalls Erfolg beschieden war. Die Stunde der Gartenstadt Atlantic schlug erst wieder, als die Mauer fiel, und die Siedlung aus dem Mauerschatten ins nördliche Zentrum des heutigen Berlins rückte. Dank des verantwortungsvollen Engagements der Eigentümer, der Familie Wolffsohn, gelang eine Modernisierung ganz im Sinne Fränkels. Heute steht die Gartenstadt Atlantic für neue Lebens- und Wohnqualität in einem durch kulturelle Vielfalt, aber auch durch soziale Verwerfungen geprägtenKiez.
Die Weichen auf Zukunft gestellt hat die Bahn in Berlin. Im Mai wurde der neue Hauptbahnhof eingeweiht – ein eindrucksvoller Bau auf dem Gelände des ehemaligen Lehrter Stadtbahnhofs, der beweist, dass Bahnhöfe nicht nur für Reisende da sind. Denn noch immer kommen täglich tausende Schaulustige, um von den Rolltreppen staunende Blicke auf die im Tiefgeschoss fah renden ICE-Züge zu werfen, um das gewaltige Glasdach zu bewundern oder an den vielen Läden entlang zu flanieren. Die Einweihung des Hauptbahnhofs bedeutete für viele Berliner Abschied zu nehmen von einer liebgewordenen Institution. Der Bahnhof Zoologischer Garten wird nicht mehr von Fernzügen angesteuert, dafür sind am Gesundbrunnen und im südlichen Schöneberg zwei neue Fernbahnhöfe entstanden.
Ganz gleich ob Museum, Wohnsiedlung oder Bahnhof: Jeder Aufbruch in die Zukunft hat viel Geschichte im Gepäck, das zeigen auch andere Berichte in diesem Heft.