Ein Tag im Zeichen von Versöhnung und Frieden

Israel und Deutschland feiern 40 Jahre diplomatische Beziehungen

_von Alexander Schaub_

Als Deutschland und Israel 1965 diplomatische Beziehungen aufnahmen, war das der vage Versuch einer Annäherung und Normalisierung des schwer belasteten Verhältnisses der beiden Staaten. Inzwischen hat sich daraus eine solide Partnerschaft mit intensivem kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Austausch entwickelt. Wie lebhaft diese Verständigung heute ist, konnte eindrucksvoll am 29. September 2005 in der Berliner Max-Schmeling-Halle erlebt werden. Bei einem israelischen Aktionstag präsentierten sich 30 Organisationen und Gruppen, die sich im christlich-jüdischen oder deutsch-israelischen Verhältnis engagieren. Höhepunkt war ein gemeinsames Konzert von Mosh Ben Ari aus Israel und den Söhnen Mannheims, einer der derzeit beliebtesten Popgruppen Deutschlands.

Der israelische Botschafter Shimon Stein Lesheim zieht die Preisträger des Gewinnspieles.

Der israelische Botschafter Shimon Stein Lesheim zieht die Preisträger des Gewinnspieles.

Wie ist der Alltag in Israel? Ist es wirklich so gefährlich, wie in den Medien dargestellt? Wie lebt man als Jugendlicher in Jerusalem? All diesen Fragen konnte man an den Infoständen, die mit deutschen und israelischen Flaggen geschmückt waren, nachgehen. Zahlreiche Videoshows, Mitmachaktionen und Tanzvorführungen weckten das Interesse, Israel näher zu erkunden. Michael Brinkhoff, stellvertretender katholischer Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich – Jüdische Zusammenarbeit in Berlin e. V., freut sich über die positive Resonanz: „Es ist toll, dass wir die Möglichkeit bekommen, uns hier zu präsentieren. Auch wenn viele sicher wegen des Konzerts hergekommen sind, ist es eine große Chance, auf unsere Arbeit aufmerksam zu machen.“ Viele der zumeist jugendlichen Besucher waren überrascht, wie abwechslungsreich das kleine Land zwischen Jordan und Mittelmeer ist. Johanna Stein ist besonders fasziniert von der Möglichkeit eines Jugendaustausches. Sie glaubt, die Medien berichten nur sehr selektiv und möchte sich gern ihr eigenes Bild von Israel machen. Aus dem Grund hat sie sich gleich eine Liste mit Ansprechpartnern in Deutschland mitgenommen. Ihre Freundin hingegen probiert inzwischen die koschere Küche. Anfangs eher skeptisch, lässt sie sich doch überzeugen und ist schließlich positiv überrascht. Während sie noch isst, geht sie schon zum nächsten Infostand, denn irgendwo dort muss es die Antwort auf eine der Fragen vom Gewinnspiel geben. Als Hauptpreis winkt eine Reise nach Israel. Deshalb will sie sich anstrengen, alle Fragen richtig zu beantworten. Der israelische Botschafter Shimon Stein Lesheim ist extra in die Max-Schmeling-Halle gekommen, um später die Gewinner zu ermitteln.

Für Lisa Ptuschko von Keren Hayesod – Vereinigte Israel Aktion e. V. – ist der Aktionstag eine „großartige Sache“. „Ich freue mich, dass Xavier Naidoo von den Söhnen Mannheims mit seinem Namen für den Tag wirbt und so viele Leute anlockt. Das ist ein wichtiger Tag für die Beziehung der beiden Staaten.“ Die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen vor 40 Jahren wurde dieses Jahr mit verschiedensten Veranstaltungen gefeiert. Das Jubiläum ist Anlass, die Einzigartigkeit und die Vielfältigkeit der Länder zu betrachten. Staatsbesuche von Bundespräsident Horst Köhler und Außenminister Joschka Fischer in Israel standen ebenso auf dem Programm wie Konzerte und sportliche Begegnungen zwischen Jugendlichen.

Anfang Juni 2005 traten bereits die Söhne Mannheims und Mosh Ben Ari in der Oper in Tel Aviv auf. Das international viel beachtete Konzert sollte nun zum Abschluss der Feierlichkeiten in Deutschland wiederholt werden.

Mosh Ben Ari während des Konzerts in der Max-Schmeling-Halle.

Mosh Ben Ari während des Konzerts in der Max-Schmeling-Halle.

Der 34-jährige Mosh Ben Ari ist einer der populärsten Texter und Sänger in Israel. Als Sohn von aus dem Irak stammenden Juden setzt er sich besonders für den Friedensprozess im Nahen Osten ein. Seine Musik versteht er als Brücke zwischen den Menschen: „Es gibt nur einen Gott und den wollen wir loben. Egal von welchem Kontinent wir kommen, so sind wir doch vom selben Schöpfer gemacht. Wir haben nur unterschiedliche Bilder und Namen dafür.“ Diese völkerverbindende Idee zieht sich wie ein roter Faden durch seine oft metaphorischen und poetischen Liedtexte. Das zentrale Element seiner arabischen und hebräischen Musik ist der Traum vom Frieden in der Religion.

Seine tiefe Religiosität verbindet ihn mit den Söhnen Mannheims. Ursprünglich eine Handvoll Freunde, die Spaß am gemeinsamen Musik machen hatten, sind sie heute eine der erfolgreichsten deutschen Bands. Das erste Album der jungen Musiker, die als Logo einen symbolisierten Davidstern verwenden, erschien unter dem Namen „ZION“. Ihre zweite CD mit dem Namen NOIZ (Zion rückwärts gelesen) hat den gigantischen Erfolg des ersten Albums noch weit übertroffen. Neben der unglaublichen musikalischen Vielfalt begeistern die Söhne besonders mit ihren anspruchsvollen Texten. Inspiration, sagt Gitarrist Kosho, kommt dabei aus ganz unterschiedlichen Richtungen: „Viele unserer Texte entstehen aus gesellschaftlichen Zusammenhängen oder Glaubensfragen.“ Die Band, die wegen der Textverständlichkeit meist in deutscher Sprache singt, will auf Probleme und Missstände unserer Zeit aufmerksam machen. Mit Liedtexten wie „Wir müssen was bewegen, sonst bewegt sich nichts“ appellieren sie an Menschen, aufzustehen und für mehr Toleranz und Völkerverständigung zu kämpfen. Und so ist es ergreifend, wenn junge Musiker verschiedener Länder und Weltanschauungen gemeinsam von Frieden und religiöser Toleranz singen und 7000 Besucher Kerzen anzünden und Luftballons durch die Luft fliegen lassen.


Der Autor studiert Medienmanagement an der Hochschule Mittweida (FH) – University of Applied Sciences und absolviert ein Praktikum im Presse- und Informationsamt des Landes Berlin.