Die Gründung der Künstlergruppe „Brücke“ 1905 gilt als eines der wichtigsten Ereignisse in der Kunst des 20. Jahrhunderts. In Dresden wandten sich Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff enthusiastisch der Kunst zu. Mit ihrer Lebens- und Arbeitsweise, ihrer Bildsprache und ihrer kritischen Einstellung gegenüber der traditionellen Malerei begründeten sie eine Bewegung, die als Expressionismus bezeichnet wird und die neben den künstlerischen Ergebnissen auch Ausdruck und Beispiel eines neuen Lebensgefühles wurde. Im gemeinsamen Zeichnen und Malen fanden die „Brücke“-Maler eine völlig freie künstlerische Ausdrucksweise, die jedoch immer dem Gegenständlichen und dem Erzählerischen verpflichtet blieb. Im Zentrum ihrer Arbeit stand nicht mehr die naturgetreue Abbildung des Gesehenen, sondern die Wiedergabe des subjektiv Empfundenen. Grundlage dafür war das spontane und unmittelbare Erfassen ihrer Umwelt. Das schnelle Skizzieren
einer natürlichen Pose nach dem lebenden Modell bildete den Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeit, die in enger Gemeinschaft im Atelier und in freier Natur um 1910/11 in einem „kollektiven Brücke-Stil“ gipfelte. Form und Farbe durchliefen dabei einen Abstraktionsprozess: Die Farbe wurde vom Naturvorbild gelöst und zu reinem Ausdruck gesteigert, die Formen vereinfacht, übersteigert und verfremdet. Erfüllt vom Streben, die althergebrachten Bildtechniken zu revolutionieren, wurde die sichtbare Wirklichkeit umgeformt und auf das Wesentliche reduziert. Künstlerisches Arbeiten während längerer Sommeraufenthalte in der unberührten Natur gehörte zu den jährlichen Routinen der Künstler.