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Potsdam als Lebenswerk von Friedrich dem Großen
Friedrich der Große wollte lieber in Potsdam residieren als in Berlin und hat die Stadt nach seinen Plänen umgestaltet. Aus dem Fischerdorf wurde ein "Märkisches Versailles". mehr
Holländisches Viertel, Nauener Tor und Schiffbauergasse: Potsdams Innenstadt muss sich nicht hinter Sanssouci und Co. verstecken.
Potsdam hat weit mehr zu bieten als seine berühmten Parks und Schlösser. Auch die Innenstadt der unmittelbar südwestlich vor Berlin gelegenen Landeshauptstadt Brandenburgs ist sehenswert.
Um die Mittel- und Benkertstraße befindet sich das Holländische Viertel, das einzige in dieser Größe und Art erhaltene außerhalb der Niederlande. Die 134 roten Backsteinbauten mit ihren Giebeln und Traufen sowie bunten Fensterläden, das Kopfsteinpflaster, die Antiquitäten- und anderen Läden sowie die urigen Kneipen und kleinen Cafés ziehen sowohl Einheimische als auch Touristen an. Erbaut wurde das Viertel im 18. Jahrhundert im Auftrag Friedrich Wilhelm I., der damit Holländer nach Potsdam locken wollte. Der Hauptmann von Köpenick kaufte übrigens seine Uniform in einem der Antiquitätenläden des Holländischen Viertels.
Am Rande des Holländischen Viertels befindet sich das Nauener Tor. Der beliebte Treffpunkt ist eines von drei erhaltenen Stadttoren. Das heutige Bauwerk im von England beeinflussten neugotischen Stil entstand Mitte des 18. Jahrhunderts aus einem älteren Tor. Ursprünglich war das Nauener Tor durch eine Stadtmauer mit dem Brandenburger Tor am Luisenplatz und dem Jägertor verbunden. Die beiden Flügel wurden über die Jahrhundert vom Militär, von Handwerkern, Händlern und Verwaltungen genutzt. Heute befinden sich darin Restaurants.
Das Brandenburger Tor ist knapp 20 Jahre älter als sein Berliner Namensvetter und etwas kleiner. Das ursprüngliche Tor wurde zum Ende des Siebenjährigen Krieges abgerissen und durch das heutige Tor ersetzt. Die beiden Torseiten wurden von zwei verschiedenen Architekten vollkommen unterschiedlich gestaltet. Korinthische Trophäen und Lisenen zeigt die zur Stadt gewandte Seite - dies ist das Werk von Carl von Gontard. Die andere Seite, von seinem Schüler Georg Christian Unger gestaltet, weist viele Schnörkel und korinthische Doppelsäulen auf.
Zentral in Potsdams Innenstadt steht die katholische Propsteikirche St. Peter und Paul. Der eindrucksvolle 60 Meter hohe Glockenturm ist eine Nachbildung des Kampanile von San Zeno in Verona. Die gelbe Backsteinkirche wurde Ende des 19. Jahrhunderts im Stil des Historismus erbaut. Byzantinische und romanische Einflüsse sind zu erkennen. Im Inneren der Kirche sind drei Gemälde des Barock- und Rokoko-Malers Antoine Pesne zu sehen.
Die protestantische Nikolaikirche ist das Wahrzeichen Potsdams. Ihr kupfernes Kuppeldach ist von weither sichtbar. Sie ist eines der bedeutendsten Bauwerke des deutschen Klassizismus und wurde von Karl Friedrich Schinkel entworfen; Ludwig Persius und August Stüler erbauten sie schließlich. Eigentlich wollte schon Friedrich Wilhelm II. eine neue Kirche bauen lassen, nachdem die vorherigen entweder zu klein waren oder durch Brände zerstört wurden, doch reichte das Geld nach dem Krieg gegen Frankreich nicht. Also gab sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm III., Anfang des 19. Jahrhunderts die Kirche mit ihrem heutigen Aussehen, doch mit flachem Satteldach in Auftrag.
Erst unter Friedrich Wilhelm IV. bekam die Nikolaikirche ihr heutiges Kuppeldach, so wie von Schinkel geplant, der das Panthéon in Paris und die St. Pauls Cathedral in London zum Vorbild nahm. Leider wurde die Kirche zu Ende des Zweiten Weltkrieges fast vollständig zerstört und erst 1981 wiederaufgebaut. Die Nikolaikirche steht am Alten Markt, wo sich auch das Alte Rathaus, ein Obelisk und das wiedererrichtete Fortunaportal befinden. Das Portal stellt den ehemaligen Eingang zum Potsdamer Stadtschloss dar, das sich einst an dieser Stelle befand. 1960 wurde dieses aufgrund der starken Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg abgerissen.
Auch Kultur und Nachtleben kommen in Potsdam nicht zu kurz. Ein beliebter Anlaufpunkt ist die Schiffbauergasse, direkt am Tiefen See gelegen, an deren Ende auch das Hans Otto Theater steht. Wo früher Dampfschiffe gebaut, Fische gezüchtet und Wäsche gewaschen wurde, wird heute Kunst ausgestellt, Konzerten gelauscht, getanzt, werden Kinofilme betrachtet und Theater gemacht. Durch die großen Glasfenster des vom Architekten Gottfried Böhm entworfenen Gebäudes kann man von Innen auf den Tiefen See und den Babelsberger Park blicken. Im Haus wird ein vielseitiges Repertoire von klassisch bis modern dargeboten.
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