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Sehenswürdigkeiten in Mitte
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Das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum Berlin ist die zentrale Bibliothek der Humboldt-Universität. Der moderne Bau ist an Strenge kaum zu überbieten.
Das Buch ist von gestern – die Zukunft liegt in Internet und E-Book, heißt es allenthalben. Doch noch ist es nicht so weit, und so erhielt zum vermeintlichen Ende des Buchzeitalters auch die Humboldt-Universität ihren eigenen, repräsentativen Bibliotheksbau.
Einen Bau, der mit seiner Stringenz beeindruckt, verspielteren Nutzern aber auch die Luft nehmen kann. Denn der Entwurf des in Berlin tätigen Schweizers Max Dudler ist von einer geradezu gnadenlosen rechtwinkligen Strenge.
Zwölf Zweigbibliotheken und die Zentralbibliothek, die bisher im rückwärtigen Teil der Staatsbibliothek untergebracht war, wurden hier zusammengeführt, und so entstand der größte zusammenhängend in Freihandaufstellung verfügbare Bibliotheksbestand Deutschlands – etwa anderthalb Millionen Bücher.
Bei der Anlage des Gebäudes hat man aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre gelernt. Im Zentrum des Baublocks, parallel zur Südfront, liegt der über fünf Etagen abgetreppte und durch ein Glasdach vom Tageslicht durchflutete Hauptlesesaal, dessen 250 Arbeitsplätze auf neun Terrassen angelegt sind. So kann der Blick schweifen, Durchgangsverkehr aber wird vermieden.
An den Schmalseiten sind Einzelarbeitskabinen und Gruppenräume angelegt, ringsum befinden sich die Freihandbibliotheken. Die Etagen und einzelnen Bereiche sind zum Teil durch Glasscheiben voneinander separiert, um ruhiges Arbeiten in unmittelbarer Nähe zu den jeweils benötigten Bücherbeständen zu ermöglichen. 1250 Arbeits- und Leseplätze sind im ganzen Haus über sieben Geschosse verteilt, bis hinauf zum Eltern-Kind-Bereich mit Spielzimmer und Kinderbücherei über den Dächern der Stadt.
Die schiere Menge des Buchbestandes hat allerdings dazu geführt, dass man sich nur im Lesesaal und im zweigeschossigen Eingangsfoyer zumindest etwas von jener Großzügigkeit erlaubte, die Scharouns Staatsbibliothek auszeichnet. Ansonsten herrscht konzentrierte Enge, die dadurch verstärkt wird, dass Max Dudler den gesamten Bau bis hin zu den Tischen und Stühlen aus dem Raster der Regalmaße entwickelt und streng symmetrisch angelegt hat.
Was den Besucher erwartet, zeigen schon die Außenfassaden mit ihren scheinbar endlosen Reihen schmaler hochrechteckiger Fenster im marmorverkleideten Wandraster. Allein der Wechsel dreier Fensterformate – dahinter liegen Magazine, Leseplätze oder Sonderflächen – wirkt der Monotonie entgegen. Während niedrige Bauteile zu den Nachbarbauten überleiten, erhebt sich die südliche Hauptfassade ohne jeglichen Akzent hoch über die Berliner Traufkante.
Durch diese formale Stringenz gewinnt das Grimm-Zentrum aber auch seine besondere Qualität. Das Gebäude und die Innenausstattung sind von erstaunlicher Sorgfalt im Detail und von der geschmackvollen Wahl der Materialien geprägt. Die Böden sind mit Jurastein oder schwarzem Linoleum ausgelegt, die Wände und Decken weiß gestrichen, die Regaleinbauten und Wände des Lesesaals aus rötlichem Kirschholz gefertigt.
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