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Architektur: Wichtige Berliner Bauwerke
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Das GSW-Hochhaus (seit 2017 Rocket Tower) steht in der Nähe des ehemaligen Grenzübergangs Checkpoint Charlie und ist einer der markantesten Neubauten in Berlin. Auffällig sind das einmalige Fassadenmosaik und das weithin sichtbare Flugdach.
Man baut wieder Hochhäuser in Berlin. Einer der markantesten Neubauten ist die weithin gerühmte Hauptverwaltung der Wohnungsbaugesellschaft GSW an der Kochstraße in Kreuzberg. Die Architekten, denen mit dem schillernden Photonikzentrum am Wissenschaftsstandort Adlershof, genannt die "Amöbe", zeitgleich ein weiteres Glanzstück der Berliner 1990er-Jahre-Architektur gelang, waren Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton.
Dabei hätte die 22-stöckige, lange und sehr schmale Hochhausscheibe leicht plump ausfallen können. Geschickt erreichten die Architekten den gegenteiligen Effekt: Sie setzten die helle Stahl- und Glaskonstruktion auf zwei flache Sockelbauten, die mit ihrer schwarzen – wie Schiefer anmutenden – Fassadenverkleidung und den liegenden Fensterformaten einen starken Kontrast bilden. Sie krümmten die Scheibe wie auch die Sockelbauten leicht konkav. Und sie setzten dem Hochhaus in 85 Metern Höhe ein schon in den 1950er Jahren beliebtes "Flugdach" auf, das wirkt, als würde es seine Schwingen ausbreiten und jeden Moment davonfliegen.
Größter Clou aber ist die zweischalige Energiesparfassade, die die Oberfläche verschleiert und wie ein Gewebe changieren lässt – je mehr der Betrachter sich dem Haus nähert, desto stärker. Die in ganz unterschiedlichen blassen Rottönen schillernden Sonnenschutzlamellen vor den einzelnen Fenstern schaffen ein Fassadenmosaik, wie es zumindest in Berlin einzigartig ist.
In den ein Meter breiten Zwischenraum vor der Fassade strömt stetig Frischluft, die durch Erwärmung nach oben steigt und die verbrauchte Luft aus den Büros zieht – der Energiespareffekt beträgt rund 40 Prozent. Den aerodynamischen Unterdruck erzeugt dabei das große Windsegel auf dem Dach.
Auf der Rückseite des Hauses erwartet den Betrachter die nächste Überraschung: Die Hochhausscheibe verdeckt nämlich nach Westen ein 17-stöckiges Punkthochhaus, das mit seiner rechtwinkligen Rahmenkonstruktion seine Entstehungszeit in den Nachkriegsjahren verrät.
Interessant ist, wie subtil die einzelnen Bauteile miteinander verzahnt sind: Auf der Rückseite der Hochhausscheibe liegt der Fahrstuhl- und Treppenturm, verkleidet mit den gleichen schwarzen Platten wie die Sockelbauten. Von ihm aus führt ein schmaler Glastrakt in den Altbau hinüber. Wiederum ganz eigenen Charakter zeigt ein ovaler Baukörper mit umlaufenden Fensterbändern, der viergeschossig auf dem hinteren Teil des Flachbaus an der Kochstraße aufsitzt. Seine wellblechartige Wandverkleidung schillert in verschieden grellen Farbtönen.
So ist ein Ensemble entstanden, das die städtebauliche Zerrissenheit der Umgebung widerspiegelt und seine ganz gegensätzlichen Bauteile doch zu einer gelungen Einheit verbindet.
Die GSW verkaufte das Gebäude allerdings 2005 und ist seit Jahren auch kein Mieter mehr in dem Gebäude.
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