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Sehenswürdigkeiten in Mitte
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Der Köllnische Park umgibt das Märkische Museum zwischen Rungestraße und Südufer. Bekannt ist die Grünanlage für seinen inzwischen unbewohnten Bärenzwinger.
Eine Ruhezone im betriebsamen Stadtzentrum ist der Köllnische Park, in dem die Angestellten der umliegenden Büros und Botschaften gerne ihre Mittagspause verbringen. Die wenigsten werden die geschichtliche Bedeutung des Ortes kennen.
Der Dreißigjährige Krieg war für die Mark Brandenburg verheerend. In der Doppelstadt Berlin-Kölln hatte sich die Bevölkerung auf annähernd 6000 Menschen halbiert. Um seine geschundene Residenzstadt künftig besser gegen feindliche Heere zu schützen, baute der Große Kurfürst (1620–88) sie zur Festung aus. Ein hermetischer Kranz aus 13 spitz zulaufenden Bastionen umschloss ab 1658 die beiden Städte an der Spree. Vor den hohen Mauern bildete ein bis zu 30 Meter breiter Wassergraben eine weitere Barriere.
Aus der Vogelperspektive betrachtet, glich der Festungsring einem vielstrahligen Stern. Zuständig für die Errichtung des Bollwerks war Johann Gregor Memhardt (1607–78). Die Fertigstellung 1683 erlebte der in den Niederlanden ausgebildete Festungsarchitekt nicht mehr.
Ein halbes Jahrhundert später hinderte die Verteidigungsanlage die Residenz in ihrem Wachstum. Stück für Stück wurde sie zugunsten von Bauland abgetragen. Ihr charakteristischer Grundriss blieb jedoch im Stadtraum erkennbar, da der Festungsgraben erhalten blieb.
Südlich der Stadt Kölln – das heißt südlich der Spreeinsel – waren Gärten im stadtseitigen Rückraum der alten Festung entstanden. Der Bankier David Splitgerber (1683–1764) kaufte 1748 einen der größeren Gärten an der heutigen Wallstraße. Friedrich der Große (1712–86) war so generös und schenkte ihm dazu die Reste der Bastion Nr. 7, die als Wall neben dem Spreeufer überdauert hatte. Aus diesem Besitz ging der Köllnische Park hervor.
Mit kaum einem Hektar Fläche ist der Köllnische Park die kleinste der in diesem Buch vorgestellten Grünanlagen. Der Garten des Bankiers Splitgerber war ursprünglich um ein Vielfaches größer und umfasste neben der Bastion Nr. 7 auch noch das Gelände der benachbarten Bastion Nr. 6, die zur heutigen Neuen Roßstraße reichte. Das grüne Refugium war, trotz des extravaganten Zuschnitts, nach allen Regeln der barocken Gartenkunst angelegt und für seine Schönheit berühmt.
Eine Allee durchzog das langgestreckte Areal, in dem sich auch eine Orangerie, ein Tempel sowie ein ovales Lusthaus im modischen chinesischen Stil befanden. Nach dem Tod Splitgerbers gelangte der Garten in den Besitz der Freimaurerloge "Zu den drei Weltkugeln". Auf einem Plan von 1825, der den Grundbesitz der Loge abbildet, sind die Umrisse der ehemaligen Bastionen mitsamt dem dazwischen liegenden Gelände (Courtine) noch deutlich zu erkennen, und auch der Festungsgraben bestand weiterhin.
Erkennbar ist auch der sogenannte Wusterhausische Bär, ein kleines rundes Türmchen, das auf einem Wehr im Graben stand. Der Backsteinbau aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sollte verhindern, dass Angreifer über das Wehr vordringen konnten, mit dem der Wasserstand im Graben reguliert wurde. 1718 erhielt der Wusterhausische Bär eine kegelförmige Spitze mit bekrönender Rüstungstrophäe aus Sandstein. Das einmalige Relikt der Memhardt’schen Festung steht seit 1893 im Köllnischen Park an der Rungestraße.
Der große Logengarten wurde im Sinne des frühen Landschaftsstils umgestaltet. 1870, unmittelbar vor der Reichsgründung, wurde das Gartengelände in zwei stark reduzierte Grünflächen aufgeteilt. Die neue Inselstraße zerschnitt das Areal an seiner schmalsten Stelle, und die Loge behielt nur noch den westlichen Bereich der ehemaligen Bastion Nr. 6.
An der Wallstraße, Ecke Inselstraße entstand das Köllnische Gymnasium. Den östlichen Bereich des einstigen Logengartens verwandelte Gartendirektor Gustav Meyer im selben Jahr in eine öffentliche Grünanlage – den Köllnischen Park.
Meyer legte auf dem alten Hügel der Bastion Nr. 7 einen der ersten Kinderspielplätze in Berlin an. Als man 40 Jahre später beim Bau der U-Bahn Sockelsteine der Befestigung fand, wurden sie am Aufgang zum Spielplatz in die Böschung gelegt.
Weitere Veränderungen ergaben sich durch die Zuschüttung des Festungsgrabens 1883, der in diesem Abschnitt Grüner Graben hieß. Auf der gewonnen Fläche entstanden die Rungestraße und die Straße Am Köllnischen Park. Schließlich wurde von 1901 bis 1907 auf dem Standort der Städtischen Irrenanstalt das Märkische Museum errichtet. Berlins Stadtbaurat Ludwig Hoffmann nahm mit seinem Paradebau des Historismus auch Rücksicht auf den Rest der Bastion.
1937, zur 700-Jahr-Feier Berlins, schenkten die nationalsozialistischen Machthaber der Stadt den Bärenzwinger, der wenige Tage vor Kriegsbeginn 1939 im Köllnischen Park eingeweiht wurde. Das sehr beengte Gehege, in dem Braunbären gehalten wurden, war bei weiten Teilen der Bevölkerung sehr beliebt.
Mit der letzten Neugestaltung des Parks verschwand 1969 der kümmerliche Rest des Berliner Festungswalls. Der Bastionshügel wurde abgetragen, stattdessen entstand zum Märkischen Museum hin eine Terrasse. Im Gegensatz zu Dresden oder Wien, wo Überreste der historischen Festungsanlagen in städtische Attraktionen umgestaltet worden sind, maß Berlin diesem historischen Bauwerk keine Bedeutung zu.
Der Köllnische Park besteht nunmehr überwiegend aus einer planen Wiese, auf der einzelne Bäume – überwiegend Linden und Kastanien – stehen. Neben dem runden Türmchen des Wusterhausischen Bären liegt ein kleiner Spielplatz. An der schmalsten Stelle, zwischen Wall- und Rungestraße, wurden rechteckige Staudenbeete angelegt, die von niedrigen Eibenhecken eingefasst sind.
Neben diesen schmuckvollen Beeten steht an der Wallstraße eine Bronzeskulptur, die den Berliner Zeichner, Maler und Fotografen Heinrich Zille (1858–1929) darstellt. Das 1965 geschaffene Werk stammt vom Bildhauer Heinrich Drake.
Ein Teil des Parks, insbesondere die Terrasse, dient als Lapidarium Berliner Architektur und Plastik. Vom einstigen Stadtschloss ist ein Sandsteinkapitell des Portals III zu sehen, ebenso ein Sandsteinrelief des Renaissancebaus des Schlosses aus dem 16. Jahrhundert.
Neben zahlreichen weiteren Originalen und Kopien, die als Spolien in der Mauer neben der Terrasse eingefügt sind, beeindruckt die Statue „Herkules im Kampf mit dem Nemeischen Löwen“. Die 1791 nach einem Entwurf von Gottfried Schadow von Conrad Boy geschaffene Skulptur schmückte einst die Herkulesbrücke, die über den Festungsgraben nahe dem Hackeschen Markt, den Königsgraben, führte.
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