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Der Friedhof der Märzgefallenen ist Beisetzungsplatz und Gedenkstätte für die Helden und Opfer der März- und Novemberrevolution. Auf dem Friedhof informiert eine Dauerausstellung über die Berliner Märzrevolution.
Auf Vorschlag des Bestattungskomitees und Beschluss der Stadtverordneten wie des Magistrats wurde im März 1848 auf der höchsten Erhebung des Parkgeländes Friedrichshain ein gemeinschaftlicher Friedhof für die Opfer der Revolution vom 16. bis 19. März 1848 errichtet.
Vom 22. März bis zum 17. Juni des Folgejahres wurden hier 255 Revolutionsopfer beigesetzt. An diesem Platz und in der Stadtmitte sollten Denkmäler die weit über Berlin hinausreichende Bedeutung der Revolution würdigen. Vom 20. November 1918 bis zum 29. Dezember 1918 wurden an diesem Platz zudem 33 Berliner Helden und Opfer von 1918 bestattet.
Von Anfang an war der "Friedhof der Märzgefallenen" nicht nur Gedenkort. Am 1848er-Beisetzungszug nahmen Gruppen von Trauergästen aus anderen deutschen Städten, Sympathisanten aus Polen und Italien unter ihren National- und Freiheitsfarben teil. Freunde aus nah und fern spendeten für die Berliner Revolutionsopfer und deren Familien und ein ehrendes Denkmal.
Am 04. Juni 1848 begründeten annähernd 100.000 Berliner mit einem Gedenkzug vom Spittelmarkt bis zum Märzgefallenenfriedhof das politisch motivierte Gedenken. Davon zeugten die roten und schwarz-rot-goldenen Freiheitsfahnen, Bänder mit Grundrechts- und Freiheitsforderungen. Die von Sprechern wie Paul Börner vom Demokratischen Klub erhobene Forderung nach Volkssouveränität fand großen Beifall. Ferdinand Freiligraths Revolutionsgedicht "Die Toten an die Lebenden" mit den noch unerfüllten Forderungen der 1848er Märzgefallenen, fand weltweit Anklang.
Die in Berlin und Preußen politisch Herrschenden suchten ab 1849 den Märzgefallenenfriedhof unzugänglich und das politische Anliegen der Barrikadenkämpfer vergessen zu machen. Demokratisch gesinnte Berliner erinnerten dennoch alljährlich am 18. März an die 1848er und ertrotzen nach zehn Jahren die Öffnung und die öffentliche Pflege der Gedenkstätte.
Zum 25., zum 50. und folgenden Jahrestagen der Märzrevolution fanden am Gedenkort Berliner Massenkundgebungen für politische Freiheiten, für demokratische und soziale Grundrechte und das hohe Ziel der Volkssouveränität statt. Zum 100. Jahrestag, am 18. März 1948, wurde der Beschluss der 1848er Stadtverordneten erfüllt, am Beisetzungsort einen Gedenkstein für die Revolutionsopfer 1848/1918 einzuweihen. Seine Gedenkzeile beginnt mit den Worten "Das Denkmal habt ihr selber Euch errichtet". Das ebenfalls beschlossene National-Denkmal für die 1848er im Stadtzentrum fehlt bis heute.
Auf dem Friedhof besonders sehenswert sind: das für Gustav von Lensky, Anführer des Barrikadenkampfes in der Friedrichstraße, von seinen deutschen und polnischen Freunden errichtete Denkmal, eine Erinnerungssäule von Borsig-Arbeitern für ihre im Kampf gefallenen Kameraden, zwei Grabsteine für jüdische Kämpfer, darunter der für Levin Weiß, Anführer von Barrikadenkämpfern in der Königstr. Oft wird der Grabstein eines "unbekannten Mannes" aufgesucht, der Gedenkstein für ein namenloses Revolutionsopfer aus dem Arbeitshaus am Alexanderplatz.
Unübersehbar ist die Bronzefigur des "Roten Matrosen" von Hans Kies. Mit dem nach unten hängenden Gewehrlauf erinnert dieser an Arbeiter, Rote Soldaten und Matrosen, die im November und Dezember 1918, für die neue Republik und das heutige Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ("Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus") ihr Leben gaben.
Auf dem Friedhof informiert die Dauerausstellung "Am Grundstein der Demokratie" über die Berliner Märzrevolution von 1848 sowie die bewegende Geschichte des Friedhofes. Teils unveröffentlichte Fotos und Dokumente- darunter Spitzelfotos der Polizei aus der Kaiserzeit, von der Zensur abgeschnittene Kranzschleifen und konfiszierte handschriftliche Protestzettel von Demonstrationsteilnehmern– veranschaulichen die hohe symbolische Bedeutung des Friedhofes.
Ein Audioguide führt durch die Ausstellung, zu den erhaltenen Grabstätten und zur Skulptur des Roten Matrosen. Erinnerungen von "1848ern" und Originaltexte aus der Zeit sind abrufbar– zum Beispiel die Ansprachen bei der Trauerfeier vom 22. März 1848 und Ausschnitte aus den Festreden zur Hundertjahrfeier von 1948, deren Ausgestaltung im Nachkriegsberlin eine heftige politische Kontroverse auslöste.
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