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Botschaften in Berlin
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Die Italienische Botschaft im Botschafterviertel ist ein Bauwerk der NS-Zeit. Als damals Verbündeter Deutschlands wurde das Botschaftsgebäude besonders prächtig geplant und umgesetzt.
Die Italiener konnten bei ihren Planungen auf ein Gebäude zurückgreifen, das in der Berliner Baugeschichte eine besondere Rolle einnimmt. Es wurde an der zentral gelegenen Tiergartenstraße im ehemaligen Diplomatenviertel 1939 als eine der drei Botschaften der Staaten Spanien, Japan und Italien errichtet. Zusammen mit der inzwischen rekonstruierten japanischen Botschaft stellte es aufgrund der politischen Bedeutung, die das nationalsozialistische Deutschland den Ländern beimaß, im Rahmen des damaligen Neubauprogramms eines der größten und aufwendigsten Bauvorhaben dar.
Albert Speer plante in den 30er Jahren am Tiergartenrand dieses neue Diplomatenviertel in der Reichshauptstadt, hier durften die drei Achsenmächte ihre Botschaftspaläste erbauen, um die hervorgehobenen Stellung ihrer Länder als Freunde Deutschlands deutlich zu machen.
80 Zwangsarbeiter mussten sechs Stadtvillen an der Tiergartenstraße 21 a–23 abreißen, bevor am 10. Oktober 1938 die Arbeiten an der festungsartigen Zweiflügelanlage beginnen konnten. Zwischen 1938 und 42 entstand nach den Plänen des deutschen Architekten Friedrich Hetzelt ein Bau im Stil eines italienischen Renaissance-Palazzos.
Dem pragmatisch-gelassenen Umgang der Italiener mit dem Zeugnis ihrer schwierigen Geschichte liegt die Auffassung zugrunde, dass "Vergangenheitsbewältigung sich nicht auf italienisch übersetzen lässt" (Pierangelo Schiera, damaliger Leiter der italienischen Kulturinstitutes). Demnach solle der Umgang mit der eigenen Geschichte von Akzeptanz geprägt sein und nicht von Verdrängung.
Das Berliner Haus wirkt von außen dreistöckig, hinter dem Dachgesims verbirgt sich jedoch ein viertes Geschoss. Die altrosa verputzte Straßenfassade liegt über einem Sockel aus römischem Travertin. Besonders die kostbare Ausstattung der 200 Innenräume sollte die Bedeutung Italiens betonen.
An feinsten Materialien wie Marmor und Holzvertäfelungen aus italienischer Eiche wurde nicht gespart. Eine Folge repräsentativer Säle mit aufwändigen Zierbrunnen und nahezu höfischem Prunk nimmt fast das gesamte Piano Nobile ein. Besonders der acht Meter hohe blaue Festsaal in der Mitte des Gebäudes wirkt monumental. Als Zeichen besonderer Wertschätzung wurden sogar Türstürze und Friese eines Palazzos von 1495 eingebaut.
Das verschwenderisch ausgestattete Haus hatte nur kurze Zeit Bestand: Wenige Monate nach der Fertigstellung 1942 wurde die Botschaft durch Bomben schwer beschädigt. Zur offiziellen Einweihung war es nie gekommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente nur noch der weitgehend unversehrt gebliebene Teil des Hauses einige Jahre als Botschaft und danach als Generalkonsulat. Jahrzehntelang verfielen die übrigen Bereiche unbeachtet.
Nach der deutschen Wiedervereinigung entschied sich Italien, das Gebäude zu restaurieren. Bei einem Wettbewerb konnte sich 1995 der römische Architekt Vittorio de Feo durchsetzen. Sein Konzept sah vor, das Haus „respektvoll und möglichst originalgetreu wieder herzurichten“. Weder sollten die Kriegsschäden zur Gänze behoben, noch einfach überdeckt oder kaschiert werden.
Nach dem Tod de Feos 2002 setzte der Berliner Architekt Stefan Dietrich die Arbeiten im Sinne der ursprünglichen Planung weiter fort. Die Funktionen Verwaltung, Wohnen und Repräsentation sind entsprechend der Dreiteiligkeit des Baukörpers - zwei Flügel und ein Kopfbau - verteilt.
Über dem Haupteingang im Kopfbau liegt ein großer dreigeschossiger Saal. Weitere repräsentative Räume finden sich im Ostflügel, der zudem die Residenz des Botschafters und die Räume des italienischen Kulturinstitutes Berlin aufgenommen hat. Im westlichen Kanzleiflügel befinden sich heute die konsularische Abteilung und weitere Verwaltungsräume. Der im Keller des Hauses vorgefundene Bunker wurde zu einem Veranstaltungsraum umgebaut.
Das Konzept der Architekten scheint aufgegangen zu sein. Die Botschaft der Botschaft ist eindeutig genug, um beim Betrachter anzukommen. Der letzten Rest Zurückhaltung gegenüber faschistischer Formensprache wird von der Farbe beseitigt: Sie nimmt der Architektur die Schwere und lässt ihr die Strenge.
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