Auszug - Bibliothekslandschaft in Treptow-Köpenick - Ist-Stand und Ausblick - Bibliothekenentwicklungskonzept  

 
 
20. (öffentliche/nichtöffentliche, außerordentliche) Sitzung des Ausschusses für Weiterbildung und Kultur
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Weiterbildung und Kultur Beschlussart: erledigt
Datum: Mo, 02.09.2013 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 19:00 - 21:50 Anlass: außerordentliche
Raum: Rathaus Treptow, Albinea-Zimmer (Raum 206)
Ort: Neue Krugallee 4, 12435 Berlin

Herr BzStR Simdorn skizziert einleitend die langfristige Linie der Bibliotheksentwicklung in Treptow-Köpenick

Herr BzStR Simdorn skizziert einleitend die langfristige Linie der Bibliotheksentwicklung in Treptow-Köpenick. Er bezeichnet die Reduzierung der Standorte auf zwei Mittelpunktbibliotheken, zwei Stadtteilbibliotheken und zwei Fahrbibliotheken - wie sie der jetzt vorgelegte Bibliotheksentwicklungs- und Strukturplan 2013-2017 vorsieht - als alternativlos. Im Übrigen habe er genau diese Entwicklung schon 2007 vorausgesagt, als die letzte Bibliotheksreform diskutiert und beschlossen wurde. Die Leiterin des Amtes für Weiterbildung und Kultur, Frau Indetzki, ergänzt, die vorgesehenen Schritte seien sorgfältig abgewogen worden, nur so sei ein wirtschaftlicher Betrieb der Bibliotheken möglich, alle weiteren Parameter entzögen sich der Steuerungsmöglichkeiten des Amtes.

Der Fachbereichsleiter der Stadtbibliothek Treptow-Köpenick, Herr Radzkowski, führt aus, das Konzept sei seit Mitte August erarbeitet worden. Allerdings hätten eigene Vorüberlegungen vorgelegen, für die er nur in den Schrank habe greifen müssen. Er betont, die Stadtbibliothek sei seit 2001 von ununterbrochenen Umstrukturierungsmaßnahmen betroffen, man habe damals mit 22 Standorten begonnen und stehe jetzt vor der Einsicht, die verbliebenen 8 Standorte seien nicht mehr finanzierbar. Verantwortlich für diese Negativentwicklung seien die folgenden Gründe:

 

-           Einführung des RFID-Systems der Selbstausleihe von Medien in den Bibliotheken, konkret die Konsequenzen der Förderbestimmungen in Verbindung mit der ungenügenden personellen Ausstattung des Fachbereichs

-           Fehlende Haushaltsmittel

-           Personalabbau

 

Herr BzV Groos kritisiert das Zustandekommen und die Inhalte des Konzepts in scharfer Form. Die Schließungen der Bibliotheken in Altglienicke, Bohnsdorf und Friedrichshagen würden je nach Opportunität begründet, eine Gesamtperspektive für den Fachbereich sei nicht erkennbar. Vor allem im Hinblick auf die Johannes-Bobrowski-Bibliothek in Friedrichshagen empfinde er einen großen Vertrauensverlust, da noch auf der Ausschusssitzung im Juni durch den Stadtrat in öffentlicher Ausschusssitzung jede aktuelle Schließungsabsicht dementiert worden war. Die Ausschussvorsitzende, Frau BzV Vogt, bringt ihre Unzufriedenheit damit zum Ausdruck, als Ausschuss über die dramatische Entwicklung im Fachbereich im Unklaren gelassen worden zu sein.

 

Herr Radzkowski legt dar, es gebe jeweils unterschiedliche Gründe für die Absicht der Schließung der drei Bibliotheken in Altglienicke, Bohnsdorf und Friedrichshagen.

Altglienicke sei für den Fachbereich haushaltswirtschaftlich nicht mehr tragbar. Das jetzt vorgelegte Konzept sehe die Umwandlung in eine Fahrbibliothek und die Aufteilung der Bestände auf die dann zwei Fahrbibliotheken vor.

Bohnsdorf fungiere jetzt als weitere Fusionsbibliothek für die neue Mittelpunktbibliothek in der Michael-Brückner-Straße, nachdem eine der ursprünglich vier Fusionsbibliotheken (Niederschöneweide) bereits im Jahr 2008 geschlossen worden war.

 

Frau BzV Walker fragt nach den sozialen Gesichtspunkten bei der Auswahl der Schließungsbibliotheken und führt dies am Beispiel Altglienickes aus. Nach ihrer Ansicht müssten dringend soziale Gesichtspunkte Berücksichtigung finden.

Herr BzStR Simdorn stellt daraufhin fest, eigentlich dürfe keiner der Standorte aufgegeben werden. Es lägen für jeden der drei betroffenen Standorte gute und wichtige Gründe für den Erhalt vor. Dennoch wisse man keinen anderen Ausweg. Herr Radzkowski betont, das Gebäude in Altglienicke sei für den Fachbereich nicht finanzierbar. Frau Indetzki ergänzt, es gebe die Idee, dieses Gebäude der Serviceeinheit Facility Management zu übertragen.

 

Herr BzV Worm fragt im Hinblick auf die Diskussion im Schulentwicklungsausschuss, ob es für die drei Schließungsbibliotheken jeweils die Anmeldung für das RFID-System gegeben habe. Dies wird von Herrn Radzkowski bejaht.

Herr BzV Worm fragt weiter, warum die Entscheidung zur Schließung die Johannes-Bobrowski-Bibliohek und nicht die Stefan-Heym-Bibliothek in Adlershof getroffen habe. Herr Radzkowski äußert dazu, die Stefan-Heym-Bibliothek sei die mit Abstand leistungsstärkste Bibliothek im Bezirk und außerdem sehr wichtig für die Einnahmesituation des Fachbereichs (Raumnutzung).

Herr BD Gillner verweist auf kommunale Modelle, Bibliotheken mit Ehrenamtlichen (nicht mit Jobcenter-Maßnahmen zu vergleichen) zu führen. Sei auch daran gedacht worden? Herr BzStR Simdorn verweist auf die Erfahrungen in Tempelhof-Schöneberg und Pankow. Es gebe dort eindeutige Probleme wegen Verzerrungen in der Kosten- und Leistungsrechnung (KLR). Außerdem lehne der Verbund Öffentlicher Bibliotheken Berlins (VÖBB) weitere ehrenamtlich geführte Bibliotheken ab.

Frau BzV Zehrer fragt nach der Möglichkeit, Friedrichshagen als Schulbibliothek weiterzuführen. Es gebe schließlich ca. 40 zusätzliche Schulbibliotheken in Treptow-Köpenick. Darüber hinaus sei es wichtig, die Friedrichshagener Grundschule als vorgeblich (mit-)verantwortliche Institution für die Schließung der Bibliothek aus der Schusslinie zu nehmen. Der Antrag zum Erhalt der Johannes-Bobrowski-Bibliothek habe diesbezüglich "leider Öl ins Feuer gegossen".

Herr BzV Schild bezweifelt die Option für Altglienicke durch Abgabe des Gebäudes. Es fehle doch weiterhin das Personal. Wie solle die Fahrbibliothek finanziert werden, woher kämen die Stellen?

 

Frau BzV Walker möchte wissen, ob es nicht weitere Möglichkeiten des flexiblen Einsatzes von Personal gebe. Herr Radzkowski räumt ein, ja, das sei prinzipiell, aber eben auch nur in engen Grenzen möglich und auch in der Vergangenheit (2008/09) intensiv genutzt worden.

Herr Basedow (Seniorenvertretung) greift noch einmal das Thema der Mitarbeit von Ehrenamtlichen in Bibliotheken auf. Nach seiner Auffassung sei das Interesse groß, Potential vorhanden. Allerdings sollten Ehrenamtliche keine regulären Stellen ersetzen.

 

Herr BzV Groos nimmt in seiner Antwort auf Frau BzV Zehrer Stellung zur Schule in Friedrichshagen. Ja, der Raumbedarf der Schule sei ganz offensichtlich durch das Bezirksamt für die Begründung der Schließung der Bibliothek instrumentalisiert worden. Das müsse kritisiert werden. Nein, nicht der Antrag von Bündnis 90 / Die Grünen habe die Schule in diesen ursächlichen Zusammenhang gebracht.

Abgesehen von dieser und einer Unzahl weiterer Detailfragen müsse jetzt aber darüber gesprochen werden, wie es generell weitergehen solle.

 

Herr Radzkowski fragt seinerseits den Ausschuss nach Alternativen: Was schlagen Sie vor?

 

Frau BzV Kant erklärt, die Fraktion Die Linke werde sich verhalten, die Schließung der Bibliothek in Altglienicke sei für ihre Fraktion aus sozialen Gründen nicht akzeptabel.

 

Herr BzV Schild mahnt eine Weitung der Sichtweise an, nach Auffassung der CDU-Fraktion müssten die Bezirksverordneten jetzt andere Optionen erarbeiten und zwar losgelöst von den derzeitigen Haushaltsberatungen.

 

Frau BzV Walker erklärt für die SPD-Fraktion, ein Beschluss des vorliegenden Konzepts sei so nicht möglich. Sie spricht die Bitte aus, die Möglichkeit der Abgabe des Gebäudes in Altglienicke an die Serviceeinheit Facility Management zu prüfen. Auch der flexible Einsatz von Personal müsse unbedingt geprüft werden. Schließlich fehlten 9 Stellen (VzÄ).

 

Herr BzV Groos fordert Kreativität für diesen "Übergangszeitraum" (bis 2016). Die Schließung von Einrichtungen müsse unbedingt verhindert werden, einmal geschlossene Einrichtungen seien dauerhaft verloren.

 

Herr Lorenz möchte vom BA wissen, ob es einen Mehrbedarf im Senat angemeldet habe, eine Möglichkeit der Bezirke, von der Staatssekretär Rackles ausdrücklich gesprochen habe. Außerdem sei für ihn unklar, wie sich die Bürger in die nichtöffentliche Haushaltsdiskussion einbringen können sollen, etwa mit schriftlichen Fragen?

 

Herr BzV Groos regt an, die Diskussion des Haushalts unbedingt öffentlich zu führen.

 

Abschließend beschließt der Ausschuss, die kommende 21. Sitzung öffentlich zu führen.


 
 

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