Auszug - Vorstellung der Opferschutzberatung der Polizei mit Schwerpunkt der MigrantInnen  

 
 
15. (öffentliche) Sitzung des Integrationsausschusses
TOP: Ö 2
Gremium: Integrationsausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 08.05.2013 Status: öffentlich
Zeit: 18:00 - 20:15 Anlass: ordentliche
Raum: Polizeiabschnitt 65, Opferschutzzimmer
Ort: Segelfliegerdamm 42, 12487 Berlin

Herr Katte, Abschnittsleiter 65, stellt das Konzept des Opferschutzraums (Raum der Stille) sowie die Räumlichkeiten selbst vor: Der Opferschutzraum wurde im Februar 2013 eingerichtet

Herr Katte, Abschnittsleiter 65, stellt das Konzept des Opferschutzraums (Raum der Stille) sowie die Räumlichkeiten selbst vor: Der Opferschutzraum wurde im Februar 2013 eingerichtet. Er ist so gestaltet, dass er nicht an Behörde erinnert, wenig gestört wird und so einen Rückzugsraum für Opfer bietet. Hier sollen Gespräche mit Opfern geführt werden, die besonders belastet sind und mit denen ein Gespräch in einem normalen Büro nicht hilfreich wäre. Der Raum wird auch für andere Zwecke genutzt, zum Beispiel für Gespräche mit Mitarbeitenden in belastenden Situationen.

Herrn Katte berichtet, dass im Abschnitt 65 Fortbildungen zu interkultureller Kompetenz angeboten werden, damit die Polizisten/Innen lernen, wie sie mit Menschen mit Migrationshintergrund, mit fremden Kulturen und Verhalten umgehen können. In Folge des Gerichtsurteils zu racial profiling (Herr Katte spricht von ethnic profiling) werden auch zu diesem Themenfeld Fortbildungen angeboten. Ein bestimmter Migrationshintergrund alleine kann nicht Grundlage für polizeiliche Handlungen sein. Die Fortbildungen sind freiwillig. Der Abschnittsleiter ist zufrieden, wenn Kollegen/Innen einmal in zwei Jahren teilnehmen.

Herr Katte stellt fest, dass es in Treptow-Köpenick wenig Menschen mit Migrationshintergrund gibt. Es gibt so gut wie keine mit einem arabischen, eher mit russischem oder vietnamesischen Hintergrund. Die Polizisten/innen werden zielgerichtet auf diese Kulturen vorbereiten, um im Umgang vertrauter zu werden.

Danilo Winkler, Opferschutzbeauftragter und Koordinator häusliche Gewalt der Polizeidirektion 6 stellt seinen Arbeitsbereich vor: Herr Winkler ist der zentrale Ansprechpartner für Opfer von Straftaten in der Polizeidirektion 6. Opfer von Straftaten bekommen ein Merkblatt Opferschutz ausgehändigt, dass es in 23 Sprachen gibt, wobei die Polizisten/Innen nicht immer alle Sprachen dabei haben. Wenn das Merkblatt in der entsprechenden Sprache nicht sofort überreicht werden kann, wird es zugesandt. Auf dem Merkblatt finden die Opfer in der neuen Version die Telefonnummer von Herrn Winkler und können sich dann an ihn wenden. Er dient als Ansprechpartner und verweist dann an andere Hilfsorganisationen: den weißen Ring und die Opferhilfe. Bei häuslicher Gewalt verweist er an BIG und überreicht eine Broschüre, die es in 13 Sprachen gibt, wobei nicht immer alle vorrätig sind.

Nicht alle Opfer sprechen Deutsch, wenn es Schwierigkeiten gibt, den Sachverhalt festzustellen, zieht die Polizei einen beeidigten Dolmetscher hinzu. An den Opferschutzbeauftragten wenden sich bisher nur Menschen mit ausreichenden Sprachkenntnissen. Zum Teil bringen sie Vertraute mit, die sprachsicherer sind.

Herr Winkler unterscheidet bei Straftaten zwischen allgemeinen und jenen, die wegen des Migrationshintergrundes verübt werden. Bei den allgemeinen Straftaten läuft die Beratung von Opfern mit Migrationshintergrund wie bei den deutschen Opfern. Wenn es eine Straftat wegen des Migrationshintergrundes war, muss die Polizei erst klären ob es ein fremdenfeindlicher Hintergrund war. Das Opfer bekommt einen Handzettel für rechtsextremistische Straftaten und wird an die Beratungsstelle Reach Out vermittelt. Diese übernimmt die Betreuung, finanzielle Soforthilfe kann sie allerdings nicht leisten und verweist dafür an den weißen Ring.

Opferschutzbeauftragte gibt es in jeder Polizeidirektion. Sie sind miteinander vernetzt und haben einen monatlichen Austausch. Zudem gibt es Zuständige bei den einzelnen Abschnitten, mit denen ein Austausch erfolgt.

Herr Winkler weist darauf hin, dass sich nicht alle Opfer an die Polizei wenden, einige wenden sich nur an Beratungsstellen (insbesondere bei häuslicher Gewalt).

Frau Kant weist darauf hin, dass gerade Opfer häuslicher Gewalt häufig nicht in einem Zustand sind, in dem sie lesen können, ihnen Broschüren daher nicht viel nutzen und sie Ansprechpartner/Innen (und bei weiblichen Opfern häuslicher Gewalt am besten Frauen) in ihrer Sprache brauchen. Frau Fotiadou weist darauf hin, dass die Position des/der Dolmetscher/in eine problematische für das Opfer sein kann. Herr Winkler entgegnet, dass die Dolmetscher/Innen Mittel zum Zweck sind und nicht involviert sein sollen. Die Polizisten/innen lenken das Gespräch und müssen Vertrauen in die vereidigten Dolmetscher/Innen voraussetzen. Frau Nerger (Polizeidirektion 6) weist darauf hin, dass wenn etwas vorfällt, Dolmetscher/Innen nicht mehr genutzt werden.

Alexandra Nerger, Koordinatorin für interkulturelle Aufgaben der Polizeidirektion 6 stellt kurz ihren Arbeitsbereich vor:  Seit einiger Zeit ist interkulturelle Kompetenz in der Polizei ein Thema, inzwischen auch mit eigenen Stellen. Früher wurden die zuständigen Mitarbeiter/Innen Migrationsbeauftragte genannt. Sie organisieren interne Fortbildungsveranstaltungen. Angefangen haben sie bei der großen Zuwanderung von Spätaussiedlern mit Veranstaltungen zu dieser Gruppe, später dann zu Vietnamesen und zuletzt zu polnischen Roma. Es gibt keine Evaluation über die Wirkungen dieser Fortbildungen. Inzwischen ist interkulturelle Kompetenz auch Teil der Polizeiausbildung.

Die Polizei stellt berlinweit ein, nicht nach Bezirken getrennt. Es werden zwar gezielt Polizisten/Innen mit Migrationshintergrund geworben, die erste Hürde ist aber ein Online-Test ohne Bild, der erst einmal bestanden werden muss.


 
 

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